Bezeichnung für die verschiedenen politischen Gruppierungen in Österreich-Ungarn, die sich nach dem Deutschen Krieg von 1866, dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 und der (kleindeutschen) Reichsgründung 1871 im österreichischen Nationalitätenkampf für die deutsche Sache einsetzten, den großösterreichisch-konservativen Gruppen Widerstand leisteten und 1879 auch den offenen Kampf gegen die liberale Partei aufnahmen. Unter Leitung G. Schönerers kam 1882 das Linzer Programm zustande, das u. a. für bloße Personalunion mit Ungarn und die Befestigung des Bündnisses mit dem Deutschen Reich eintrat; 1885 wurde es durch eine antisemitische Klausel erweitert. Die Bewegung zerfiel bald in zwei Richtungen. Die gemäßigte Mehrheit schloss sich im Abgeordnetenhaus 1885 zum Deutschen Klub zusammen, von dem sich hauptsächlich wegen der Judenfrage 1887 die Deutschnationale Vereinigung abspaltete, während der Rest 1888 mit dem Deutsch-österreichischen Klub zusammen die Vereinigte Deutsche Linke bildete. Die parlamentarische Mehrheitsgruppe der Deutschnationalen festigte sich durch Umbildung zur Deutschen Nationalpartei (1891) und verbreiterte sich 1896 zur Deutschen Volkspartei. Die Anhänger Schönerers schlossen sich 1901 zur Alldeutschen Vereinigung zusammen. 1907 kam es zu einem losen Gesamtverband der national-deutsch-liberalen Richtungen, der 1910 als Deutscher Nationalverband festere Formen annahm. 1911 wurde er mit 104 Abgeordneten die stärkste Partei des Reichsrats, doch zerfiel er 1917. - In der Republik Österreich bildete sich als Nachfolger der d. B. die Großdeutsche Volkspartei.
Universal-Lexikon. 2012.