Deutsches Elektronen-Synchrotron,
Abkürzung DESY, Forschungszentrum in Hamburg mit einem Teilinstitut in Zeuthen, dem früheren Institut für Hochenergiephysik der DDR, das 1992 angegliedert wurde; etwa 1 400 Mitarbeiter (2000). DESY ist Mitglied der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren; es ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts (gegründet 1959), deren Etat zu 90 % vom Bund und zu 10 % vom Land Hamburg beziehungsweise Brandenburg getragen wird. Die Forschungseinrichtung entwickelt, baut und betreibt Großbeschleuniger und Experimentieranlagen für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung, insbesondere für Untersuchungen der fundamentalen Eigenschaften der Materie und ihres Aufbaus aus Elementarteilchen sowie für Anwendungen der Synchrotronstrahlung, u. a. in Physik, Chemie, Materialwissenschaft und Molekularbiologie; z. B. gelang 1979 der Nachweis des Gluons, des Bindeteilchens der starken Wechselwirkung. Die Anlagen am DESY werden von etwa 3 400 Wissenschaftlern aus mehr als 30 Ländern genutzt.
Der Name geht auf das erste, 1964 fertig gestellte Elektronensynchrotron (Synchrotron) zurück. Heute verfügt DESY mit der in internationaler Zusammenarbeit 1991 fertig gestellten (weltweit einzigartigen) Elektron-Proton-Ringanlage HERA über eines der leistungsfähigsten Forschungsinstrumente der Grundlagenforschung. Die Experimente an HERA werden mithilfe von vier großen Detektoren durchgeführt, mit denen u. a. die innere Struktur und der Aufbau des Protons aus Quarks, Antiquarks und Gluonen und die Eigenschaften der starken und elektroschwachen Wechselwirkungen bei sehr kleinen Abständen untersucht werden; die Suche nach möglichen neuen Elementarteilchen sowie die Aufklärung des Mechanismus der Teilchen-Antiteilchen-Asymmetrie sind ebenfalls Forschungsgegenstand. - Zwei weitere Teilchenbeschleuniger am DESY, die Elektronenspeicherringe DORIS und PETRA, werden für Untersuchungen mit Synchrotronstrahlung genutzt. Dafür wurde an DORIS das Hamburger Synchrotronstrahlungslabor (HASYLAB) mit über 40 Messplätzen für die Nutzer eingerichtet; außerdem befindet sich dort eine Außenstelle des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie. Der Beschleuniger PETRA dient gleichzeitig als Vorbeschleuniger für HERA.
Seit einigen Jahren wird beim DESY die Planung von TESLA (Abkürzung für englisch tera electron volt energy superconducting linear accelerator), einem supraleitenden Elektron-Positron-Linearcollider für Energien im Bereich von 0,5 bis 1 TeV, vorangetrieben. Eine solche Anlage wird (nach dem LHC beim CERN) als das nächste Großprojekt der Elementarteilchenforschung angesehen. Der Strahl von TESLA soll über Freie-Elektronen-Laser auch zur Erzeugung sehr intensiver und kohärenter Röntgenstrahlung genutzt werden; diese verspricht breite Anwendungsmöglichkeiten von der Materialforschung bis zur Molekularbiologie. An den Entwicklungen für TESLA beteiligen sich mehr als 30 Institute aus acht verschiedenen Ländern. (Hochenergiephysik)
Universal-Lexikon. 2012.