Akademik

Christophorus
I
Christọphorus
 
[k-; griechischer »Christusträger«], legendarischer Märtyrer, einer der 14 Nothelfer der katholischen Kirche und der volkstümlichsten Heiligen des Morgen- und Abendlandes (gegen Pest, jähen Tod und in gefahrvollen Unternehmungen), Patron der Schiffer, Fuhrleute und Reisenden, aber auch der Gärtner u. a.; heute v. a. als Schutzpatron der Kraftfahrer und des modernen Straßenverkehrs verehrt (Tag: 24. 7.; orthodoxe Kirche: 9. 5.; in den altorientalischen Nationalkirchen an verschiedenen Terminen im April, Juli und August.).
 
Zeit und Ort des Martyriums des Christophorus sind unsicher (der Überlieferung nach in Sizilien von einem Kaiser Dagus oder Decius nach vielen Martern hingerichtet). 452 wurde ihm bereits in Chalkedon eine Kirche geweiht. Die Legende berichtet von einem hundsköpfigen (lateinisch genere canineo) Menschenfresser Reprobus, der in der Taufe den Namen Christophorus und dabei die Sprache erhält. Im Abendland wird daraus der Riese aus Kanaan (Cananeus), der zunächst in den Dienst eines Königs, dann des Teufels, dann Christi tritt. Nachdem er dem Teufel gedient hatte, wurde er von einem Einsiedler im christlichen Glauben unterwiesen und erhielt den Auftrag, fortan Pilger über einen Fluss zu tragen. Ein Kind, unter dessen Last er fast zusammenbrach, gibt sich ihm als Christus zu erkennen, tauft ihn und gibt ihm den Namen Christophorus. Die einzelnen Motive der Sage sind ungeklärt, die Christophorusverehrung ging von Byzanz aus.
 
Kunstgeschichtlich
 
entscheidend wurde die deutsche Fassung der Legende (12. Jahrhundert), die Christophorus, den Riesen, seinem Namen gemäß zum Träger des Christuskindes machte (zusammengefasst in der »Legenda aurea« des Jacobus a Voragine). Als solcher ist er von der deutschen, der niederländischen und oberitalienischen Kunst sehr häufig dargestellt worden (K. Witz, A. Dürer).
 
Volkskunde:
 
Christophorus darstellende Riesenfresken entsprangen dem Volksglauben, dass ein Blick zu ihm am Morgen vor unvorbereitetem Tod bis zum Abend bewahre. Christophorusabbildungen wurden häufig mit Einblattdrucken vertrieben; der älteste datierte ist ein Holzschnitt von 1423. Christophorusdukaten und Christophorustaler galten im 16. und 17. Jahrhundert als Amulette. Die Fährmannsage brachte Christophorus mit Rechtsbräuchen in Verbindung (Fähre als Asylort); die Magie bemächtigte sich seiner beim Schatzgraben. Hierzu sollte das Christophorusgebet oder Christophorusbuch von Nutzen sein, Zauberpraktiken in seinem Namen wurden als »christoffeln« bezeichnet.
 
Literatur:
 
Hwb. des dt. Aberglaubens, hg. v. H. Bächtold-Stäubli, Bd. 2 (1930, Nachdr. 1987).
II
Christọphorus
 
[k-], Gegenpapst (903-904), Römer. Er gewann das Papstamt, indem er den regierenden Papst Leo V. Mitte 903 einkerkerte. Im Januar 904 von Sergius III. ebenso behandelt, starb er, wie Leo, wohl eines gewaltsamen Todes.

Universal-Lexikon. 2012.