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Céline
Céline
 
[se'lin], Louis-Ferdinand, eigentlich L.-F. Destouches [de'tuʃ], französischer Schriftsteller, * Asnières 27. 5. 1894, ✝ Meudon 2. 7. 1961; war nach einer Kriegsverwundung Kolonialangestellter in Kamerun, studierte 1918-24 Medizin, bereiste als Mitglied einer medizinischen Kommission des Völkerbunds Afrika und Amerika, ab 1928 Armenarzt im Pariser Vorort Clichy. Ursprünglich der politischen Linken zugehörig, kehrte er 1936, vom Stalinismus enttäuscht, aus der UdSSR zurück und engagierte sich mit entschieden antisemitischer Haltung für den Nationalsozialismus; unter der Vichy-Regierung Kollaborateur, 1944 floh er zunächst nach Deutschland, dann nach Dänemark, wo er inhaftiert wurde; 1951 amnestiert, kehrte nach Paris zurück und war (in Meudon) erneut als Armenarzt tätig.
 
Célines Werk ist stark autobiographisch geprägt. Sein erster Roman, »Voyage au bout de la nuit« (1932; deutsch »Reise ans Ende der Nacht«) ist zugleich sein wichtigstes Werk. Es bricht mit der Tradition des französischen Gesellschaftsromans und zeichnet eine Welt, die von Absurdität, Nihilismus, Anarchismus und Zivilisationspessimismus bestimmt ist. Bei der Darstellung existenzieller Ungesichertheit und extremer seelischer Zustände gehen Tragik, Groteske und Zynismus eine irrationale und paradoxe Verbindung im Medium einer bewusst antiintellektualistischen und nonkonformistischen Sprache ein. Mit ihren Archaismen und Neologismen an Rabelais erinnernd, erschließt sie extrem expressiv, emotional, imaginativ und bewusst chaotisch, naturalistisch bis zum Obszönen und Pornographischen, zugleich voller Lyrismen und Musikalität, Ausdrucksmöglichkeiten des Argot und bricht u. a. auch klassische Normen von Morphologie und Syntax auf.
 
Weitere Werke: Romane: Mort à crédit (1936; deutsch Tod auf Borg, auch unter dem Titel Tod auf Kredit); Guignol's band (1944); Féerie pour une autre fois (1952); Trilogie: D'un château à l'autre (1957; deutsch Von einem Schloß zum anderen), Nord (1960; deutsch Norden), Le pont de Londres (herausgegeben 1964); Rigodon (herausgegeben 1969).
 
Erzählungen u. a. Prosa: Casse-pipe (1948); Entretiens avec le professeur Y. (1955).
 
Literatur:
 
F. Gibault: C., 3 Bde. (Paris 1977-85);
 P. Muray: C. (ebd. 1984);
 F. Vitoux: La vie de C. (ebd. 1988);
 P. Alméras: C. Entre haines et passions (ebd. 1994).

Universal-Lexikon. 2012.