Bosniaken,
1) Bọsnier, Eigenbezeichnung Bọsanci, Bezeichnungen für die südslawischen Muslime in der Republik Bosnien und Herzegowina, etwa 2 Mio. - Die Bosniaken sind Nachfahren der slawischen Bevölkerungsgruppe, die nach der osmanischen Eroberung Bosniens (1463) und der Herzegowina (1482/83) zum Islam übertrat, v. a. zunächst die hauptsächlich aus dem Adel und der Oberschicht stammenden Anhänger der aus den Bogomilen (Patarener) erwachsenen »Bosnische Kirche«, später auch Bauern und städtischen Schichten (Mitte des 17. Jahrhunderts schon mehr als 66 % der Bevölkerung). In der stetigen Bedrohung des osmanischen Grenzlandes vermochten die Bosniaken, denen die (anfänglich wohl nur formelle) Islamisierung durch ihre Gegnerschaft zur katholischen (Papsttum) und byzantinischen (östlich-orthodoxe) Kirche erleichtert wurde, ihre ausgeprägte Eigenständigkeit in Kultur (Literatur, u. a. bosnische Epen; Volkskultur, Brauchtum) beziehungsweise orientalisch-türkischen Lebensformen (Wohnung, Kleidung, Tanz, Musik) zu bewahren und zu entfalten; nicht Wenige errangen bedeutende Stellungen in osmanischen Diensten. Nach ersten, gescheiterten Versuchen der Administration Österreich-Ungarns zwischen 1878 bzwischen 1908 und 1918 sowie den Repressalien gegen die Bosniaken und Kroaten durch serbische Četnici im kroatischen Ustaša-Staat (1941-45) erfolgte 1963/68 die offizielle Anerkennung der Bosniaken als ethnische Gruppe mit eigener Nationalität innerhalb Jugoslawiens (»bosnisch-muslimische« beziehungsweise »bosniakische Nation« als »Puffernation«). Im Krieg in Bosnien und Herzegowina (1992-95) wurden die Bosniaken (1991: 43,7 % der Bevölkerung) Hauptopfer von Vertreibungen, Flucht und Verbrechen an der Zivilbevölkerung (besonders in den Kämpfen um Sarajevo beziehungsweise in den muslimischen Enklaven Bihać, Goražde und Srebrenica).
J. Matl: Die Kultur der Südslawen (Neuausg. 1973);
S. Balič: Das unbekannte Bosnien (1992).
2) Militärwesen: 1) zusammenfassende Bezeichnung für die seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im preußischen Heer dienenden Lanzenreiter bosnischer und polnischer Herkunft. 1745 wurde einem Husarenregiment eine Bosniakenabteilung angegliedert, aus der die späteren preußischen Ulanen hervorgingen; 2) in der alten österreichisch-ungarischen Armee Bezeichnung für die bosnisch-herzegowinischen Truppenteile.
Universal-Lexikon. 2012.