autogenes Training
[- 'trɛːnɪȖ], von J. H. Schultz (ab 1928) entwickeltes psychotherapeutisches Verfahren der »konzentrativen Selbstentspannung«. An das »physiotrope Entspannungsverfahren« (Unterstufe) schließt sich eine »gehobene Aufgabenstufe« (Oberstufe) mit meditationsverwandten Erfahrungsübungen an. Ausgehend von einer bequemen Stellung (horizontale Lage, Sitzen in »Droschkenkutscherhaltung« oder »Flegelhaltung«), werden formelhafte »Vorsatzbildungen« autosuggestiv formuliert (»Ich bin ganz ruhig«), anschließend werden, auf einzelne Körperteile konzentriert, Schwere-, Wärme- und (für den Kopfbereich) Kältespürübungen eingeschliffen. Die Unterstufe gliedert sich in sechs Teilstufen: Entspannungskonzentrationen auf Muskeln, Blutgefäße, Herz, Atmung, Bauchorgane und Kopf. Die Übungen sollen zwei- bis dreimal täglich mit einer Übungszeit von etwa zwei Minuten durchgeführt werden. Die Oberstufe (nach W. Luthe) soll zum »Lebendigwerden vorher schlummernder produktiver Möglichkeiten« führen. In sieben Stufen werden Farberlebnisse in zunehmender Komplexität meditiert. Insgesamt soll eine gewisse bewusste Steuerung von Funktionen des autonomen Nervensystems und eine Befreiung von psychischen Verkrampfungen erreicht werden. Das Verfahren wird für zahlreiche psychosomatische Erkrankungen (z. B. Migräne, Bluthochdruck, Magengeschwüre, Colitis) und psychische Störungen (wie Angstzustände) als indiziert angesehen (kontraindiziert bei bestimmten Herzkrankheiten, Psychosen) und kann sich, auch bei Gesunden, fördernd auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken.
C. Haring: Lb. des a. T. (1979);
B. Hoffmann: Hb. des a. T. (1990);
W. Kruse: Entspannung. A. T. für Kinder (61994).
Universal-Lexikon. 2012.