Währungsreserven,
im weiteren Sinn der Bestand an international einsetzbaren liquiden Mitteln eines Landes oder eines einheitlichen Währungsraumes. Dazu zählen z. B. der Goldbestand, Guthaben bei nicht dem Währungsraum angehörenden Banken und Geldanlagen außerhalb des Währungsraumes sowie Kredite u. a. Forderungen gegenüber der übrigen Welt. Währungsreserven im engeren Sinn sind die von der zentralen Währungsbehörde (Notenbank) gehaltenen Bestände (Reserven). Bei den Währungsreserven der Europäischen Währungsunion (EWU) ist zu unterscheiden zwischen den Währungsreserven des Eurosystems (Europäische Zentralbank plus nationale Zentralbanken der Mitgliedländer der EWU) und denen der Europäischen Zentralbank (EZB). Zu den Bruttowährungsreserven des Eurosystems zählen im Wesentlichen die monetären Goldreserven, die Devisenreserven beziehungsweise die liquiden Forderungen in Fremdwährung gegenüber außerhalb der Euro-Zone Ansässigen (v. a. verzinsliche Anlagen in US-$), die Reserveposition im Internationalen Währungsfonds (IWF, v. a. Ziehungsrechte) und die Sonderziehungsrechte. Die EZB verfügt dagegen bislang weder über eine eigene Reserveposition beim IWF, noch über Sonderziehungsrechte. Ihre Währungsreserven sind Teil der Währungsreserven des Eurosystems und wurden ihr Anfang 1999 von den nationalen Zentralbanken, entsprechend dem Anteil am Kapital der EZB, übertragen (zu 85 % in Devisen und zu 15 % in Gold). Werden von den Bruttowährungsreserven die Auslandsverbindlichkeiten abgezogen, erhält man die Nettowährungsreserven. Die Nettoauslandsposition eines Landes oder Währungsraumes ergibt sich schließlich aus den Währungsreserven zuzüglich sonstiger Auslandsforderungen und abzüglich der Auslandsverbindlichkeiten.
Die Währungsreserven dienen zum Spitzenausgleich im internationalen Zahlungsverkehr sowie zur Stützung des eigenen Wechselkurses auf den Devisenmärkten. Über die Veränderungen der Währungsreserven informieren die Zahlungsbilanzen der Länder. Der Bestand an Währungsreserven ist aus dem Bankausweis der Zentralbank zu ersehen. Die Weltwährungsreserven sind zwischen 1970 und 1999 von 93,1 Mrd. US-$ auf 2 147,2 Mrd. US-$ um mehr als das Zwanzigfache gestiegen. Dabei haben sich v. a. die Devisenreserven erhöht, von (1970) 45,3 Mrd. US-$ auf (1999) 1 766,5 Mrd. US-$, während sich der Goldanteil kräftig zurückgebildet hat. Unter den Devisenreserven hält der US-$ mit einem Anteil von (1999) 62,0 % mit Abstand die Spitzenposition, gefolgt vom Euro mit 11,7 % (Anteil der DM 1998: 11,4 %); Japanischer Yen (4,7 %) und britischer Pfund (3,7 %) folgen wiederum mit Abstand. Der Anteil der Industrieländer an den Weltwährungsreserven hat sich von (1970) 77,9 % auf (1999) 48,2 % verringert, während die Entwicklungsländer ihren Anteil in diesem Zeitraum von 22,1 % auf 51,8 % erhöht haben.
Universal-Lexikon. 2012.