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Ananda Marga
Ananda Mạrga
 
[Sanskrit »Weg der Glückseligkeit«] der, eine ordensähnlich strukturierte, religiös-politische Bewegung. Ananda Marga wurde 1955 von dem Westbengalen Prabhat Ranjan Sarkar (* 1921, ✝ 1990), genannt Shree Anandamurti, gegründet. Die Lehre Sarkars verbindet indische, vorwiegend durch den Tantrismus geprägte Spiritualität (Guruverehrung, Meditation, Yoga, Tänze) mit gesellschaftspolitischen Reformvorstellungen. Geistiges Ziel ist die Erfahrung der absoluten (göttlichen) Alleinheit, aus der (dem »spirituellen Fortschritt«) für die Mitglieder des Ananda Marga ein exklusiver Führungsanspruch zur grundlegenden gesellschaftlichen »Erneuerung« (dem »sozialen Fortschritt«) abgeleitet wird. Die Gesellschaftskonzeption Sarkars vereinigt marxistische und reformhinduistische Vorstellungen (u. a. Ablehnung von Kapitalismus und Kastensystem). In Auseinandersetzung mit Kommunismus und Kapitalismus entwickelte er eine »Progressive Nutzungstheorie« (englische Abkürzung PROUT), nach der eine Elite spirituell fortschrittlich denkender Menschen (»Sadvipras«) zur Führung der Welt in einer Weltregierung berufen sei.
 
Die Organisation des Ananda Marga ist streng zentralistisch und hierarchisch. Den eigentlichen Kern der Gemeinschaft bilden die vom Leiter des Ananda Marga (seit 1990 Acharya Shraddhananda) ernannten Avadhutas (»Weltentrückte«). Die Mitglieder (Margis) sind unterschieden in Mitglieder, die weiter ihrem Beruf nachgehen und in ihren Familien leben (den Eingeweihten), und den Vollzeitmitgliedern, die als Unverheiratete in »spirituellen Wohngemeinschaften« leben. Aus ihnen werden die Lehrer (Acaryas) ausgewählt, die die neuen Mitglieder in das spirituelle Leben einführen. Ihren gesellschaftspolitischen Anspruch versucht die Bewegung über zahlreiche (soziale) Einrichtungen und Aktivitäten zu realisieren (u. a. Waisenhäuser, Kindergärten, Bioläden). Seit Ende der 1960er-Jahre breitete sich Ananda Marga über Indien hinaus auch in Nordamerika und Westeuropa aus. Gegenwärtig hat der Ananda Marga weltweit rd. 2,5 Mio. Mitglieder; für Deutschland (Zentrale in Mainz mit eigenem Verlag) gehen Schätzungen von 200-500 Vollzeitmitgliedern und rd. 3 000 Eingeweihten aus.
 
Literatur:
 
R. Hummel: Ind. Mission u. neue Frömmigkeit im Westen (1980).

Universal-Lexikon. 2012.