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Volksmedizin
Vọlks|me|di|zin 〈f. 20; unz.〉 im Volk überlieferte, teils auf alten Erkenntnissen beruhende Lehre von den Krankheiten sowie von deren Behandlung

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Vọlks|me|di|zin, die <o. Pl.>:
volkstümliche, teils auf im Volk überlieferten Erfahrungen, teils auf dem Volksglauben beruhende Heilkunde.

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Volksmedizin,
 
Begriff der Volksheilkunde, der alle die v. a. früher in der Bevölkerung praktizierten Heilverfahren umfasst, die nicht von approbierten Ärzten (und Heilpraktikern) ausgeübt wurden. Sie hat somit Berührungspunkte mit der Naturheilkunde, ist aber grundsätzlich von dieser zu unterscheiden. - Als Ethnomedizin wird die Volksmedizin der Naturvölker bezeichnet. - Die Volksmedizin ist erst seit Ende des 19. Jahrhunderts Gegenstand wissenschaftlicher Erforschung, und zwar im interdisziplinären Austausch von Volkskundlern mit Pharmazeuten, Medizinern, Rechtswissenschaftlern, Botanikern, Tiermedizinern, Soziologen und Religionspsychologen. Im meist mündlich tradierten Wissen der Volksmedizin mischten sich empirisches Wissen (der Ausübenden) und antikes Wissen über die Heilkraft der Pflanzen (wie z. B. von Dioskurides und Plinius dem Älteren überliefert) mit mittelalterlichem Heilzauber und christlichen Vorstellungen zu einem mythisch-magischen Heilglauben (z. B. bei Hildegard von Bingen). Theoretische Grundlagen der Volksmedizin waren die volkstümlichen Vorstellungen von den physiologischen Lebensvorgängen und den darauf beruhenden Gesundheitslehren und Krankheitstheorien; einen großen Raum nahmen die Krankheitsvorstellungen (z. B. über Fieber und Würmer) ein. Zu den Heilmitteln zählten neben Pflanzen auch Minerale sowie der Wortzauber (Beschwörungen, Besprechungen; auch geschriebene Worte wie Sprüche auf Zetteln und Briefe), zu den Heilpraktiken des Weiteren der Sympathie- und Analogieglaube (»similia similibus curentur«, lateinisch; »Gleiches soll durch Gleiches geheilt werden«). Ausübende der Volksmedizin (Heilkundige) waren Kräuterkundige, Hebammen, Barbiere, Bader, auch Schinder und Schmiede sowie Juden, Sinti und Roma, Letztere v. a. in der volksmedizinischen Tierheilkunde. Die Auseinandersetzungen zwischen Schulmedizin und Volksmedizin sind zum Teil als Gerichtsverhandlungen in den Akten der Archive dokumentiert.
 
Literatur:
 
E. Grabner in: Grundr. der Volkskunde, hg. v. R. W. Brednich (1988);
 C. Rätsch: Lex. der Zauberpflanzen (Neuausg. 1992);
 C. Rätsch: u. A. Guhr: Lex. der Zaubersteine (Neuausg. 1992);
 B. Pfleiderer u. a.: Ritual u. Heilung. Eine Einf. in die Ethnomedizin (21995);
 R. Jütte: Gesch. der alternativen Medizin. Von der V. zu den unkonventionellen Therapien von heute (1996);
 D. Ennet u. H. D. Reuter: Lex. der Pflanzenheilkunde (1998).
 
Zeitschrift: Journal of ethnopharmacology (Lausanne 1979 ff.).
 

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Vọlks|me|di|zin, die <o. Pl.>: volkstümliche, teils auf im Volk überlieferten Erfahrungen, teils auf dem Volksglauben beruhende Heilkunde: Die Einführung der fieberwirksamen Chinarinde aus der mittelamerikanischen V. brachte eine wichtige Möglichkeit der Malariabehandlung (Medizin II, 184).

Universal-Lexikon. 2012.