Schau|spiel|kunst 〈f. 7u; unz.〉 die Kunst des Schauspielers, künstlerisch-schöpfer. Darstellung der vom Dichter geschaffenen Gestalten
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Schau|spiel|kunst, die <o. Pl.>:
Kunst der darstellerischen Gestaltung durch Sprache, Mimik, Gestik.
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Schauspielkunst,
Kunstform der mimischen Darstellung von Menschen, Tieren und Gottheiten; sie entwickelte sich aus dem religiösen Mythos sowie dem Spiel- beziehungsweise Nachahmungstrieb des Menschen. Schauspielkunst manifestiert sich z. B. in einer ritualisierten Artistik mit einem festen Kanon von Zeichen und Ausdrucksmitteln im fernöstlichen Theater oder in einer vom individuellen Spielstil durch die Persönlichkeit des Schauspielers geformten Rollengestaltung im modernen europäischen Theater. Die Schauspielkunst der griechischen Antike war v. a. Vortragskunst. Die Schauspieler waren durch Maske und Kothurn entpersönlicht; schauspielerische Wirkung wurde durch Haltung, Gestik und stimmlichen Vortrag erzielt. Im römischen Theater tendierte die Schauspielkunst zu größerer Realistik, eine individualisierte, im heutigen Sinn »realistische« Menschendarstellung wurde jedoch - v. a. in der Tragödie - nicht angestrebt. Dem Kunstideal entsprach vielmehr eine hochstilisierte Darstellungsweise. Der volkstümliche Mimus dagegen ließ dem Schauspieler und der Entfaltung seiner Kunstmittel einen größeren Spielraum. Ähnlichen Spielraum ließ die Commedia dell'Arte, die - obwohl an typisierte Standardfiguren gebunden - durch die Möglichkeit der Improvisation zur optimalen Einsetzung aller Mittel der Schauspielkunst herausforderte. Mit dem Aufkommen des Schauspielerberufs im 16. Jahrhundert finden sich erste Reflexionen über die Schauspielkunst; sie werden jedoch erst im 18. Jahrhundert in einem größeren Zusammenhang gesehen, v. a. von L. A. Riccoboni, G. E. Lessing, A. W. Iffland und D. Diderot. Im Zentrum standen die Fragen nach der Rollenidentifikation des Schauspielers, nach dem künstlerischen Schaffensprozess (Nachahmung von Beobachtetem oder Einbildungskraft der Fantasie) - Probleme, die auch im 20. Jahrhundert bestimmend waren. So stellte z. B. K. S. Stanislawskij die Einfühlung in den Vordergrund. B. Brecht forderte vom Schauspieler emotionale Distanz von der dargestellten Figur, J. Grotowski übersteigerte die Selbstverwirklichung.
Grundl. der S., hg. v. A. Schoch u. a., 2 Bde. (1965-67);
E. Devrient: Gesch. der dt. S., 2 Bde. (Neuausg. 1967);
M. Tschechow: Werkgeheimnisse der S. (a. d. Engl., Neuausg. Zürich 1992);
G. Ebert: Improvisation u. S. (31993);
J. Jenisch: Der Darsteller u. das Darstellen (1996).
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Schau|spiel|kunst, die <o. Pl.>: Kunst der darstellerischen Gestaltung durch Sprache, Mimik, Gestik.
Universal-Lexikon. 2012.