Schạt|ten|spiel 〈n. 11〉
1. Form des Puppenspiels, bes. in Ostasien verbreitet: Spiel mit den auf eine lichtdurchlässige, beleuchtete Wand geworfenen Schatten flacher, beweglicher od. unbeweglicher, meist außerordentlich kunstreich gearbeiteter Figuren
2. 〈Mal.〉 kunstreich verwendeter Kontrast zw. Licht u. Schatten
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Schạt|ten|spiel, das:
1. Schattentheater:
das chinesische S.
2. Stück für das Schattentheater:
sich ein S. ansehen.
3. <meist Pl.> durch eine bestimmte Stellung einer Hand od. beider Hände vor einer Lichtquelle erzeugtes ↑ Schattenbild (1) an der Wand (bes. als Kinderspiel):
-e machen.
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Schattenspiel,
Schattentheater, zweidimensionale Form des Puppentheaters, das durch das Projizieren von beweglichen oder starren flachen Figuren oder Körpern auf einen Spielschirm entsteht. Die Spielfiguren werden hinter dem Schirm in einen Lichtkanal gehalten, sodass die Zuschauer nur noch deren bewegte Schatten als theatralen Spielvorgang wahrnehmen. Die Figuren sind lichtundurchlässig oder transparent (mit farbiger Binnengestaltung), aus Papier, Pappe, Kunststoffen, Pergament, Leder, Holz oder Blech hergestellt. Als Projektionslichtquelle dienen Kerzen, Öl- und Petroleumlampen oder elektrisches Licht. Der Spielschirm besteht aus einer Papier-, Pergament-, Glas- oder Stofffläche.
Das Schattenspiel war und ist zum Teil noch fester Bestandteil der traditionellen Kulturen und Religionsbereiche Ostasiens, des Orients und Nordafrikas. Sein Ursprung dürfte in China liegen. Hier fand über Jahrhunderte hinweg die entscheidende Entwicklung statt, die von der großen Bildscheibe zu den bunten, transparenten Einzelfiguren führte. Hohe künstlerische Ausformung fand das Schattenspiel in Peking und in der Provinz Sichuan. In Thailand haben sich Bildscheiben von bis zu 2 m Höhe bis in das 19. Jahrhundert erhalten. Bewegliche Einzelfiguren, unterschiedlich in Ausgestaltung und Größe, finden sich auf Java und Bali (Wayang kulit), in Malaysia und Südindien. Gepflegt wurde es auch in arabischen Ländern (u. a. in Ägypten seit dem 12. Jahrhundert). Das türkische Schattenspiel (Karagöz) wurde wohl von China (über die Seidenstraße) angeregt. - Sammlungen traditioneller Schattenspielfiguren befinden sich im Deutschen Ledermuseum in Offenbach und im Puppentheatermuseum in München.
In Europa ist das Schattenspiel seit dem 18. Jahrhundert bekannt und war zu Beginn stark vom asiatischen Vorbild beeinflusst (»ombres chinoises«). Die Figuren allerdings waren schwarze Schattenumrisse ohne Binnengestaltung und damit den naturalistischen Scherenschnitten des 18. und 19. Jahrhunderts ähnlich. Im 19. Jahrhundert war v. a. das Schattenspiel der Bühne »Le chat noir« in Paris bekannt. Die Schattenspielfilme Lotte Reinigers führten diese Spieltechnik in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts weiter. In den letzten Jahrzehnten wurden neue künstlerische Ausdrucksformen durch die Auflösung der herkömmlichen Festlegungen entwickelt (mobile Lichtquelle, dreidimensionale Figuren usw.).
M. Bührmann: Das farbige S. (Bern 1955);
C. Franke-Benn: S.-Figuren aus Mitteljava (21981);
G. Spitzing: Das indones. S. (1981);
I. Ramm-Bonwitt: Figurentheater. Lebendige Tradition des Puppen- u. S. in Asien (1991);
F. Seltmann: S. in Karnǎtaka (1993 ff.);
O. Kraemer: Das Schattentheater (1994).
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Schạt|ten|spiel, das: 1. Schattentheater: das chinesische S.; in Deutschland wurde das S. von den Romantikern gepflegt. 2. Stück für das Schattentheater: ein S. von Mörike; sich ein S. ansehen. 3. <meist Pl.> durch eine bestimmte Stellung einer Hand od. beider Hände vor einer Lichtquelle erzeugtes ↑Schattenbild (1) an der Wand (bes. als Kinderspiel): -e machen.
Universal-Lexikon. 2012.