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Los-von-Rom-Bewegung
Los-von-Rom-Bewegung,
 
eine Ende des 19. Jahrhunderts in den Ländern Österreich-Ungarns entstandene, national-religiös und politisch motivierte Abfallbewegung von der katholischen Kirche. Auslöser waren - neben der Kritik vieler Katholiken an der österreichischen Kirchenpolitik - die Sprachverordnungen K. F. Graf Badenis für Böhmen (1897). Ziele der Bewegung, die ihren Schwerpunkt in Böhmen, Mähren, Kärnten und der Steiermark hatte und die v. a. von der aus der deutsch-nationalen Bewegung erwachsenen Alldeutschen Vereinigung G. Schönerers propagiert wurde, waren die Eingliederung Deutschösterreichs in das Deutsche Reich, eine Religion für Deutschstämmige und der Übertritt der österreichischen Katholiken zum Protestantismus. Von evangelischer Seite wurde die Los-von-Rom-Bewegung durch den Evangelischen Bund und den Gustav-Adolf-Verein gefördert. Die Vorstellungen des Kreises um Schönerer lebten zum Teil bei den Deutschen Christen weiter. Offizielles Organ der Los-von-Rom-Bewegung war seit 1902 »Die Wartburg«. Bis 1938 waren mehr als 200 000 Katholiken zum Protestantismus, viele auch zu den Altkatholiken übergetreten.
 
Literatur:
 
L. Albertin: Nationalismus u. Protestantismus in der österr. L.-v.-R.-B. (Diss. Köln 1953);
 P. Mai: Die tschech. Nation u. die L.-v.-R.-B., in: Festschr. für Bernhard Stasiewski, hg. v. G. Adriány u. a. (1975).
 

Universal-Lexikon. 2012.