Londoner Sechsmächtekonferenz
In der Deutschlandpolitik gelang weder dem Alliierten Kontrollrat noch den Außenministern der vier Siegermächte trotz zahlreicher Konferenzen in den ersten Nachkriegsjahren eine einheitliche Linie für die Behandlung des besiegten Deutschland. Die gegensätzlichen Standpunkte verhinderten nicht nur gemeinsame Vereinbarungen über den abzuschließenden Friedensvertrag, es unterblieben auch zonenübergreifende Aktionen, die zur Überwindung der sich verschärfenden wirtschaftlichen Notsituation in dem vom Krieg zerstörten Land dringend erforderlich gewesen wären.
War bisher die Bildung deutscher Zentralbehörden stets am Einspruch der Franzosen gescheitert, so versagten sich nun die Sowjets allen amerikanischen Initiativen zur Aufrechterhaltung der im Potsdamer Abkommen vorgesehenen wirtschaftlichen Einheit Deutschlands. Die USA gingen zu einer Strategie der »Eindämmung« über, mit der das außerhalb des sowjetischen Machtbereichs gelegene Europa vor einem Expansionsstreben der Sowjets bewahrt werden sollte. Diesem »freien Europa« wurden auch die drei Westzonen zugerechnet. Zwar war das Hilfsangebot des Marshallplanes auch an die osteuropäischen Staaten und an die Sowjetunion selbst gerichtet worden, aber nach seiner Zurückweisung durch die Sowjets, der sich alle ihre osteuropäischen Satellitenstaaten sowie die sowjetische Besatzungszone anschließen mussten, vertiefte sich der Graben zwischen den gegensätzlichen Gesellschaftsordnungen. Die Trennungslinie verlief entlang der innerdeutschen Zonengrenze.
Während die Amerikaner nach dem Scheitern der letzten Außenministerkonferenz in London im Dezember 1947 ihre Bemühungen verstärkten, Westeuropa unter Einschluss der drei Westzonen enger zusammenzufügen, drängte der sowjetische Außenminister Molotow auf die Fortsetzung der nominellen Vierzonenverwaltung, um etwa den sowjetischen Anspruch auf eine Beteiligung an der Internationalisierung des Ruhrgebietes aufrechtzuerhalten. Dieser Ausweitung des sowjetischen Einflusses auf das westliche Deutschland aber stellten sich die westeuropäischen Staaten entgegen, die sich im März 1948 im Brüsseler Pakt zu gegenseitiger Hilfe im Falle eines bewaffneten Angriffes auf Westeuropa verpflichteten.
Auf der Londoner Sechsmächtekonferenz (23. Februar bis 2. Juni 1948) einigten sich Großbritannien, Frankreich und die Beneluxstaaten (Belgien, die Niederlande und Luxemburg) zusammen mit den USA auf eine gemeinsame Deutschlandpolitik. Als Voraussetzung für eine durchgreifende wirtschaftliche Gesundung der Westzonen beschlossen sie eine Währungsreform in Westdeutschland, die am 21. Juni durchgeführt wurde. Ferner forderten sie die Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder am 1. Juli 1948 auf, zur Bildung eines deutschen Weststaates eine Verfassung auszuarbeiten und eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Das Ruhrgebiet sollte eine internationale Kontrollbehörde erhalten, in der auch Deutschland vertreten sein sollte.
Universal-Lexikon. 2012.