Lạck|kunst 〈f. 7u; unz.〉 in China u. Japan heimische, sehr schwierige u. langwierige Kunst, Gegenstände mit Lack zu überziehen u. dann durch Einschneiden od. Aufmalen von Mustern zu verzieren
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Lạck|kunst, die <o. Pl.>:
in Ostasien verbreitete künstlerische Technik, bei der Möbel, Kästchen, Bilder u. a. mit meist schwarzem od. rotem Lack überzogen, mit Perlmutt od. Elfenbein eingelegt od. mit Farben bemalt werden.
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Lackkunst,
kunsthandwerkliche Technik, mit deren Hilfe Gegenstände (Möbel, Geräte, Kästen, Schalen, Plastiken) mit Lack überzogen werden; besonders charakteristisch für das Kunsthandwerk des Fernen Ostens. Die Lackkunst gelangte von Ostasien nach Hinter- und Vorderindien und Persien.
In China sind Lackarbeiten seit frühgeschichtlicher Zeit bekannt (Lackeinlagen auf Anyang-Bronzen, 1300 v. Chr.). Die aus dem Saft des in Ostasien heim. Lacksumachs (Rhus verniciflua) gewonnene Substanz, der Japanlack, wird in zahlreichen dünnen Schichten aufgetragen, von denen jede erst in feuchtwarmer Luft trocknen und geschliffen werden muss; die letzte wird dann auch poliert. Als Basis dienen u. a. Metall, Leder, Rohrgeflecht, Papiermaschee, Keramik, am häufigsten jedoch Holz, meist mit einem Stück Stoff oder Papier bespannt, um das Reißen der Lackhaut durch das witterungsbedingte »Arbeiten« des Holzgrundes zu verhindern. Eine eigene, schon durch zhouzeitliche Funde belegte Gruppe ostasiatische Lackarbeiten bilden die Hohl- oder Trockenlackarbeiten aus lackgetränkten Tüchern, bei denen das Leergerüst aus Holz oder Ton nach dem Erstarren der Lackmasse wieder entfernt worden ist. Die früheste Form des Dekorierens ist die Bemalung schwarzer Lackgründe mit Rotlack oder umgekehrt, später treten Weiß, Gelb und Grün als Farben hinzu. Auch Einlagen von Edelmetall und Perlmutt sind schon früh bekannt. Signierte Funde (Noin Ula, 200 n. Chr.) bezeugen eine blühende Lackkunst der Hanzeit mit linearer Rankenornamentik oder figürlichen Malereien (Bambuskorb von Lolang, 1. Jahrhundert n. Chr.; Pjöngjang, Historisches Museum). Zu Beginn der Tangzeit wird den öl- und lackgebundenen Farben Bleiglätte zugesetzt (ältestes erhaltenes Beispiel in Japan: Tamamushischrein, Hōryūji bei Nara, um 600), seit dem 8. Jahrhundert auch Gold- und Silberschlamm, mit Lackmasse vermischt, als Malmittel verwendet. In der Yuan- und Mingzeit herrscht der Schnitzlack vor, bei dem in eine oft zentimeterdicke Schicht aus Rotlack ein entweder figürlich-floraler oder abstrakt-kurviger Dekor eingeschnitten wird. Technisch verwandt ist der seit der Qingzeit als Ausfuhrartikel nach Europa beliebte und nach seinen Umschlaghäfen an der Südostküste Indiens benannte Koromandellack, v. a. auf großen Flächen wie Möbelstücken und Setzschirmen, mit figurenreichen, aus einer schwarzen Lackschicht herausgeschnittenen Szenen; die bis auf eine Kreidegrundierung freigelegten Zwischenflächen sind in kräftigen Farben bemalt.
Die über Korea vermittelten chinesischen Lacktechniken wurden in Japan mit besonderer handwerklicher Sorgfalt und neuen Techniken zu einem unverwechselbaren Stil ausgebildet. Eine bedeutende Rolle spielt hier der seit der Heianzeit entwickelte Streulack aus Gold- und Silberpulver, das, in feiner Körnung gleichmäßig in den feuchten Lack eingestreut und mit Transparentlack überfangen, den schillernden Aventurinlack des Nashiji, in gröberen Partikeln das Hirame und Okibirame oder, als feinster Staub satt aufgetragen und zu einer geschlossenen Metalldecke abgeschliffen, den Gold- beziehungsweise Silbergrund des Kinji ergibt. Diese Techniken dienen nicht nur zur Flächendekoration, sondern auch zur Ausführung des eigentlichen Maki-e (Streubild) in seinen drei Grundformen des flach überstehenden Hiramaki-e (Flachstreubild), des reliefartig aufmodellierten Takamaki-e (Hochstreubild) oder des bis auf die Ebene des Lackgrundes abgeschliffenen Togidashi (versenkter Lack). Neben den längst bekannten Einlagen wie Perlmutt und Edelmetall kommen nun solche aus Zinn, Blei, Schildpatt oder glasiertem Ton hinzu. Bei dem seit dem 14. Jahrhundert weit verbreiteten Kamakurabori ist nicht nur die Lackkruste, sondern schon der Holzgrund reliefartig beschnitzt und zuerst mit schwarzem, dann mit rotem Lack überzogen, dessen obere Schicht so abgerieben wird, dass an einigen Stellen der Schwarzlack wieder zum Vorschein kommt. Ein ähnliches Verfahren gilt auch für die marmorierten Lacke mit verschiedenfarbigen, übereinander aufgetragenen, aber ungleichmäßig wieder abgeschliffenen Lackschichten. Marksteine in der Geschichte der japanischen Lackkunst bilden die Higashiyama-Lacke (1474-90, im Higashiyama-Palast, Kyōto) mit literarisch inspirierten Kompositionen, Landschaften und Schriftzeichen sowie die Kōdaiji-Lacke (um 1600), deren Dekor aus selbstständigen Naturformen und heraldischen Elementen besteht. Ihren künstlerisch hohen Stand verdanken die japanischen Lackarbeiten v. a. der großen handwerklichen Tradition der Lackmeisterfamilien wie der Koma, Kajikawa, Kōami und Igarashi.
Die im 17. Jahrhundert nach Europa gelangten ostasiatischen Lackarbeiten wurden hoch geschätzt und bald imitiert, zunächst mit fernöstlichen Motiven. Die ersten Manufakturen entstanden in den Niederlanden und in England. Weltgeltung erlangten neben der »Manufacture royale« der Familie Martin in Paris (18. Jahrhundert), die auch durch den von ihnen erfundenen Lack (Vernis Martin) bekannt wurde, v. a. die deutschen Betriebe der Familie Stobwasser in Braunschweig (18./19. Jahrhundert).
O. Kümmel: Kunstgewerbe in Japan (31922);
K. Herberts: Das Buch der ostasiat. L. (1959);
W. Speiser: L. in Ostasien (1965);
B. von Ragué: Gesch. der jap. L. (1967);
H. M. Garner: Chinese lacquer (London 1979);
W. Holzhausen: L. in Europa (21982);
K. J. Brandt: Chin. Lackarbeiten (1988);
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Lạck|kunst, die <o. Pl.>: in Ostasien verbreitete künstlerische Technik, bei der Möbel, Kästchen, Bilder u. a. mit meist schwarzem od. rotem Lack überzogen, mit Perlmutt od. Elfenbein eingelegt od. mit Farben bemalt werden.
Universal-Lexikon. 2012.