Kom|bi|nat 〈n. 11; DDR〉 staatseigener Konzern, Zusammenschluss der Betriebe eines Industriezweigs [<lat. combinatus „verbunden“, Part. Perf. zu combinare „verbinden, verknüpfen“]
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Kom|bi|nat, das; -[e]s, -e [russ. kombinat < spätlat. combinatum, 2. Part. von: combinare, ↑ kombinieren]:
(in sozialistischen Ländern üblicher) Großbetrieb, in dem Betriebe produktionsmäßig eng zusammengehörender Industriezweige zusammengeschlossen sind.
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Kombinat
[russisch, zu spätlateinisch combinare, kombinieren] das, -(e)s/-e, in der DDR und anderen sozialistischen Staaten grundlegende Wirtschaftseinheiten in der Industrie, im Bau- und Verkehrswesen sowie in der Landwirtschaft. Ein Kombinat entstand in der Regel durch einen fusionsartigen Verbund von Einzelbetrieben, wobei ein Stammbetrieb die Leitung übernahm. Die im Kombinat zusammengefassten volkseigenen Betriebe (Kombinatsbetriebe) blieben juristisch und ökonomisch selbstständig. Erste Kombinate wurden in der DDR in den 50er-Jahren gebildet; sie waren zunächst den nach dem Branchenprinzip gegliederten Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) unterstellt. Umstrukturierungen der Wirtschaft führten ab Mitte der 70er-Jahre dazu, dass Kombinate vorzugsweise dort gebildet wurden, wo es durch einen Zusammenschluss möglich war, alle vorhandenen Kapazitäten - von der Forschung bis zum Kundendienst - bereitzustellen. Damit sollten eine stärkere Absatzbezogenheit der Produktion und der technische Fortschritt gefördert werden. Ende der 70er-Jahre wurden die VVB aufgelöst und die Kombinate hinsichtlich Planung und Leitung den Industrieministerien (zentral geleitete Kombinate) oder dem Rat eines Bezirks (bezirksgeleitete Kombinate) unterstellt. Den Kombinaten lag das Reproduktionsprinzip zugrunde, nach dem Betriebe verschiedener Produktionsstufen zusammengefasst wurden. Dazu gehörten neben Vorleistungs- und Investitionsgüterproduktion, Rationalisierungsmittelbau, Bauabteilungen und Verarbeitungsbetrieben auch Institutionen und Kapazitäten für Forschung und Entwicklung sowie Vertriebs- und Verkaufseinrichtungen für das In- und Ausland. Die Kombinate verfügten über eine relative Selbstständigkeit, sie hatten eigene Fonds und eigene wirtschaftliche Rechnungsführung, waren aber in die Planwirtschaft mit ihren systembedingten Mängeln und Behinderungen eingebunden. So verhinderten z. B. Gewinnabführungen, mangelnde Investitionskapazitäten, Ausfälle in der Zulieferindustrie, aber auch sozialpolitische Vorgaben ein effizientes Wirtschaften. Die desolate Infrastruktur der DDR führte bei den zum Teil weit verstreut liegenden Kombinatsbetrieben zu weiteren Funktionsstörungen. Seit Mitte der 80er-Jahre waren die Kombinate zur dominierenden Wirtschaftsorganisation in der DDR geworden; ihr Anteil an der industriellen Warenproduktion und am Export lag bei über 90 %. Ab Mitte 1990 wurden die (172 zentral geleiteten und 143 bezirksgeleiteten) Kombinate in Kapitalgesellschaften umgewandelt und der Treuhandanstalt zur Privatisierung unterstellt. Diese erwies sich aufgrund der großen vertikalen und horizontalen Konzentration als äußerst schwierig. De facto wurde kein Kombinat als Ganzes privatisiert.
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Kom|bi|nat, das; -[e]s, -e [russ. kombinat < spätlat. combinatum, 2. Part. von: combinare, ↑kombinieren]: (in sozialistischen Ländern üblicher) Großbetrieb, in dem Betriebe produktionsmäßig eng zusammengehörender Industriezweige zusammengeschlossen sind: ... wird in Ust-Ilim ein weiteres Holz verarbeitendes K. entstehen (J+T 11, 1973, 982); Der Tagebau Welzow-Süd wird als Hauptlieferant für das K. „Schwarze Pumpe“ jährlich 20 Millionen Tonnen Kohle fördern (ND 4. 6. 64, 3).
Universal-Lexikon. 2012.