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Drusen
Dru|sen 〈Pl.; oberdt.; veraltetWeinhefe, Bodensatz [<ahd. truosana „beim Keltern zuerst abfließender Schaum; Bodensatz, Hefe“, engl. dross „Schlacke, Auswurf“ <germ. *drohsna-; zu idg. *dher- „trüber Bodensatz“; verwandt mit Treber, Trester]

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Drusen
 
[arabisch], Angehörige einer im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam der Ismailiten hervorgegangenen Religionsgemeinschaft, die sich als zum Islam zugehörig betrachtet, jedoch wegen ihrer Abkehr von zentralen Lehren des Islam nicht mehr als islamische Sondergemeinschaft einzustufen ist. Die Drusen sind v. a. im südlichen Zentrallibanon, im Hauran (Südsyrien), in Nordisrael und infolge Emigration in den USA verbreitet. Ihre Zahl beträgt mehrere 100 000 Anhänger. Benannt sind sie nach Ad-Darasi, der den Fatimidenkalifen Hakim für göttlich erklärte. Nach drusischer Lehre war Hakim die Inkarnation des Schöpfergottes; er wird nach einem endzeitlichen Kampf ein Reich der Gerechtigkeit auf Erden errichten. Seit Hakims Erscheinen sind alle älteren Religionen, auch der ismailitische Islam, überwunden, das Gesetz des Islam (Scharia) aufgehoben. Heilige Schrift der Drusen ist nicht der Koran, sondern ein Kanon von 111 »Briefen der Weisheit«; er gilt den Drusen selbst als streng geheim, ist aber heute der Wissenschaft bekannt. Die drusische Gemeinde zerfällt in »Verständige« (Ukkal), d. h. in die heiligen Texte und die Glaubenslehre Eingeweihte, und die Menge der »Unwissenden« (Djuhhal). Den Mittelpunkt des Kultus bildet eine rituelle Feier am Freitagabend. Die Drusen glauben an Seelenwanderung und Konstanz der Seelenzahl der Drusen (Konversion zum Drusentum ist nicht möglich) sowie an die Verkörperung Gottes und seiner Prinzipien in der Weltseele und Weltvernunft.
 
Im Libanon kam es seit dem 19. Jahrhundert zu wachsenden Spannungen zwischen Maroniten und Drusen, die sich 1860 im Bürgerkrieg entluden. Der Konfessionsproporz der Verfassung von 1926 sicherte den Christen (überwiegend Maroniten) das Übergewicht über Muslime und Drusen. Im 1975 ausgebrochenen Bürgerkrieg kämpften die Drusen an der Seite muslimischer und palästinensischer Milizen für die Abschaffung dieses politischen Systems. Ihr Führer war der Feudalherr und Vorsitzender der (rein drusischen) »Sozialistische Fortschrittspartei« Kamal Djumblat, seit dessen Ermordung 1977 ist es sein Sohn Walid Djumblat. Der Machtgewinn schiitischer Milizen nach der iranischen Revolution 1979 führte zu Konflikten zwischen diesen und den Drusen.
 
Literatur:
 
W. Schmucker: Krise u. Erneuerung im libanes. Drusentum (1979);
 N. M. Abu-Izzeddin: The Druzes. A new study of their history, faith and society (Leiden 21993).
 

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Dru|sen <Pl.> [mhd. drusene, ahd. truosana] (veraltet, noch landsch.): Weinhefe, Bodensatz.

Universal-Lexikon. 2012.