Char|ta 〈[ kạr-] f. 10〉
1. 〈in der Antike〉 Papierblatt zum Schreiben
2. 〈im MA〉 Urkunde
3. 〈heute〉 Verfassungsurkunde
● \Charta der Vereinten Nationen [<lat. charta „Papier“ <grch. chartes „Blatt der Papyrusstaude“, vermutl. <ägypt.; verwandt mit Karte, Karton]
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Verfassung[surkunde].
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Chạrta
[k-, lateinisch] die, -/-s,
2) Staatsrecht, Völkerrecht: englisch Charter ['tʃar-], französisch Charte [ʃart], italienisch Cạrta [k-], 1) nach dem Vorbild der englischen Magna Charta libertatum (1215) soviel wie Staatsgrundgesetz, so die »Charte Waldeck«, der Verfassungsentwurf der nach der Märzrevolution von 1848 einberufenen preußischen Nationalversammlung; 2) Bezeichnung für Satzungen internationaler Organisationen, so die Charta der Vereinten Nationen, die »Charta beider Amerika« (Organization of American States) und die »Charta von Punta del Este« (Allianz für den Fortschritt); 3) in der Außenpolitik Bezeichnung für grundsätzliche Erklärungen einer gemeinsamen Zielsetzung, so die Atlantikcharta. - Davon abgeleitet im außerstaalichen Bereich Bezeichnung für prinzipielle Äußerungen oder Forderungen gesellschaftlicher oder politischer Gruppen, so die Charta der Heimatvertriebenen (Vertriebene) oder die Charta 77.
3) Urkundenlehre: Charta partita, Charta indentata [lateinisch »geteilte« oder »ausgezahnte Urkunde«], Teilurkunde, seit dem 10. Jahrhundert in England häufig verwendete, dann auch in Frankreich und Deutschland belegte Urkundenart, bei der man den Text zweimal oder mehrmals, getrennt durch ein Wort (meist »chirographum«) oder einen Satz, auf dasselbe Blatt Pergament schrieb und durch Zerschneiden zwei oder mehrere Urkunden herstellte. Die Aneinanderfügung der Exemplare führte zum Echtheitsbeweis.
W. Trusen: Chirographum u. Teilurkunde im MA., in: Archival. Ztschr., Jg. 75 (1979).
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Universal-Lexikon. 2012.