Akademik

Wharton
Wharton
 
[wɔːtn], Edith, geborene Newbold Jones ['njuːbəʊld 'dʒəʊnz], amerikanische Schriftstellerin, * New York 24. 1. 1862, ✝ Saint-Brice-sous-Forêt (bei Paris) 11. 8. 1937; stammte aus einer New Yorker Patrizierfamilie; verbrachte ihre Jugend teilweise in Europa, lebte ab 1907 ganz in Europa, v. a. in Frankreich. Beeinflusst von H. James schrieb sie in präziser Sprache realistische Gesellschaftsromane, in denen sie psychologisch subtil Konflikte zwischen gesellschaftlichen Konventionen, moralischem Verhalten und individuellem (oft weiblichem) Begehren darstellt. Ihre differenzierte Analyse bürgerlicher Kultur griff u. a. den Gegensatz zwischen Alter und Neuer Welt sowie das überhöhte Selbstbild des Großbürgertums auf. Der Roman »The house of Mirth« (1905; deutsch »Das Haus der Freude«) schildert den vergeblichen Versuch der Protagonistin, in den gehobenen Kreisen New Yorks Fuß zu fassen; »The age of innocence« (1920; deutsch »Im Himmel weint man nicht«, auch unter dem Titel »Zeit der Unschuld«; verfilmt) beschreibt die Verschiebung des gesellschaftlichen Gewichts von den alten Familien zu den Aufsteigern, die sich ethische und kulturelle Werte nur oberflächlich aneignen. Wharton verfasste auch Erzählungen und Literaturkritik und erwarb in Frankreich hohes Ansehen wegen ihres sozialen Einsatzes im Ersten Weltkrieg.
 
Weitere Werke: Romane und Erzählungen: Ethan Frome (1911; deutsch Die Schlittenfahrt); The reef (1912; deutsch Das Riff); The custom of the country (1913; deutsch Die kühle Woge des Glücks); Xingu, and other stories (1916); Summer (1917; deutsch Sommer); The glimpses of the moon (1922; deutsch Der flüchtige Schimmer des Mondes); The children (1928; deutsch Die Kinder); Hudson River bracketed (1929); The buccaneers (herausgegeben 1938, Fragment; deutsch Die Freibeuterinnen).
 
Novellen: Old New York (1924).
 
Literaturkritik: The writing of fiction (1925).
 
Autobiographie: A backward glance (1934).
 
Ausgaben: The collected short stories, herausgegeben von R. W. Lewis, 2 Bände (1968); Novels, herausgegeben von demselben (1985); The letters, herausgegeben von demselben u. a. (1988); The E. Wharton omnibus, herausgegeben von G. Vidal (1978); The stories, herausgegeben von A. Brookner (1990); Granatapfelkerne, übersetzt von S. Schaffer-de-Vries (1990); Unheimliche Geschichten, übersetzt von B. Rüther (1991); Meistererzählungen, bearbeitet von S. Kipp (1994); The uncollected critical writings, herausgegeben von F. Wegener (1996).
 
Literatur:
 
P. Lubbock: Portrait of E. W. (New York 1947, Nachdr. ebd. 1969);
 
E. W. A collection of critical essays, hg. v. I. Howe (Englewood Cliffs, N. J., 1962);
 K. Joslin: E. W. (Basingstoke 1991);
 M. B. McDowell: E. W. (Neuausg. Boston, Mass., 1991);
 
E. W. New critical essays, hg. v. A. Bendixen u. a. (New York 1992);
 R. Kornetta: Das Korsett im Kopf (1996).

Universal-Lexikon. 2012.