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Walahfrid Strabo
Wạlahfrid Strabo,
 
mittellateinischer Schriftsteller, * in Schwaben 808/809, ✝ (an der Loire) 18. 8. 849; ging nach seiner Ausbildung im Kloster Reichenau um 826 zu Hrabanus Maurus nach Fulda. 829 berief Ludwig I., der Fromme, ihn zur Erziehung seines Sohnes Karl (später Karl II., der Kahle) an den Hof und belohnte ihn 838 für seine Dienste mit der Abtei Reichenau. Walahfrid Strabo war die bedeutendste und vielseitigste literarische Persönlichkeit der Abtei Reichenau, deren Blüte mit seinem Tod endete. Er verfasste mehrere exegetische Werke, v. a. Bearbeitungen älterer Kommentare, einige Homilien und die Prosaviten des heiligen Gallus und des heiligen Othmar (✝ 759). Von hohem liturgiegeschichtlichem Wert ist die Schrift »De exordiis et incrementis quarundam in observationibus ecclesiasticis rerum«. Ferner redigierte er u. a. Einhards »Vita Caroli Magni«. Walahfrid Strabos stärkste Begabung lag jedoch auf dem Gebiet der Dichtung. Von souveräner Beherrschung der Gattungen und Versformen zeugen neben Brief- und Gelegenheitsgedichten und den metrischen Viten des heiligen Mammas (3. Jahrhundert) und des heiligen Blaithmac (8. Jahrhundert) seine geistliche (Hymnen auf Heilige und kirchliche Feste) sowie weltliche Lyrik in zum Teil sehr persönlichem Ton. In der originellen Schmähdichtung über die Theoderichstatue in Aachen (»De imagine Tetrici«) rühmt er Ludwig den Frommen und seine Frau Judith. Walahfrid Strabos bekannteste Dichtungen sind die »Visio Wettini« (deutsch »Die Vision Wettis«), die poetische Gestaltung der Jenseitsvision seines Lehrers Wetti (✝ 824) und erste mittellateinische Versvision überhaupt, und der »Liber de cultura hortorum« (»Hortulus«), ein Lehrgedicht über den Gartenbau.
 
Ausgabe: Poetae latini aevi Carolini, herausgegeben von E. Dümmler, Band 2 (1884, Nachdruck 1978).
 
Literatur:
 
H.-D. Stoffler: Der Hortulus des W. S. (51997).

Universal-Lexikon. 2012.