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Vandervelde
Vandervelde
 
[vandər'vɛldə], Émile, belgischer Politiker, * Ixelles 25. 1. 1866, ✝ Brüssel 27. 12. 1938; Jurist und Wirtschaftswissenschaftler, ab 1885 Mitglied des sozialistischen Parti Ouvrier Belge (POB)/Belgische Werkliedenpartij (BWP), ab 1894 Parlamentsabgeordneter. Bis 1914 spielte er in der Zweiten Internationale, die er 1889 mitgründete und deren Exekutivkomitee er 1900-14 leitete, eine führende Rolle. In vielen Schriften trat Vandervelde für eine Verbindung marxistischer Ideen und reformistischer Methoden ein. Ab 1914 war er Staatsminister, ab 1916 in der belgischen Exilregierung in Le Havre erst Minister ohne Portefeuille, dann Innenminister. Als Justizminister (1918-21) reformierte Vandervelde das Strafrecht und den Strafvollzug, als Außenminister (1925-27) unterzeichnete er die Locarnoverträge. 1935/36 Minister ohne Portefeuille, 1936/37 Gesundheitsminister, 1929-36 Präsident der Sozialistischen Arbeiter-Internationale. Das Amt des Vorsitzenden von POB/BWP, das er 1933 übernahm, legte er kurz vor seinem Tod aus Protest gegen die Anerkennung des Franco-Regimes in Spanien durch die belgische Regierung nieder.
 
Schriften: Le collectivisme et l'évolution industrielle (1900; deutsch Die Entwicklung zum Sozialismus); Le socialisme contre l'état (1918); Le marxisme a-t-il fait faillite? (1928); Souvenirs d'un militant socialiste (1939).
 
Literatur:
 
R. Abs: É. V. (1974).

Universal-Lexikon. 2012.