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Thomas Becket
Thomas Bẹcket
 
[englisch 'tɔməs 'bekɪt], T. Bẹckett, T. von Canterbury [- 'kæntəbəri], englischer Lordkanzler, Erzbischof von Canterbury (seit 1162), * London 21. 12. 1118, ✝ Canterbury 29. 12. 1170; war seit 1155 Kanzler, Freund und Ratgeber König Heinrichs II. 1162 wurde er vom König zum Erzbischof von Canterbury erhoben, legte im selben Jahr das Kanzleramt nieder und wurde ein unerbittlicher Verfechter kirchlicher Rechte und päpstlicher Politik. Insbesondere widersetzte er sich der Wiedereinführung königlicher Vorrechte im kirchlichen Bereich. Bei den Verhandlungen in Clarendon (1163/64) stellte sich Thomas Becket gegen den König, wurde der Felonie angeklagt und floh wegen drohender Inhaftierung nach Frankreich zu Papst Alexander III. Nach langen Verhandlungen kam es zwischen Papst, König und Thomas Becket 1170 zu einer Einigung und zur Rückkehr nach Canterbury. Nach einer zornigen Äußerung des Königs über Thomas Beckets Weigerung, suspendierten Bischöfen ohne vorhergehende Loyalitätserklärung gegenüber dem Papst die Absolution zu erteilen, wurde er von vier Rittern in der Kathedrale während des Vespergottesdienstes getötet. Thomas Becket wurde als Märtyrer gefeiert und schon 1173 von Alexander III. heilig gesprochen (Tag: 29. 12.). Der König verzichtete auf die Konstitutionen von Clarendon und unterzog sich 1174 am Grab des Thomas Becket der öffentlichen Kirchenbuße. 1538 wurden der Schrein und die Reliquien des Thomas Becket, die Anziehungspunkt für zahlreiche Wallfahrten waren, von Heinrich VIII. zerstört.
 
Eine Wallfahrt zum Grab des Heiligen bildet den Rahmen für G. Chaucers »The Canterbury tales« (entstanden ab 1387). Person und Werk des Thomas Becket sind vielfach Gegenstand der Literatur, so bei C. F. Meyer (»Der Heilige«, Novelle, 1880), A. Lord Tennyson (»Becket«, Drama, 1884), T. S. Eliot (»Murder in the cathedral«, 1935, Drama, danach Oper von I. Pizzetti, »L'assassino nella cattedrale«, 1958) und J. Anouilh (»Becket ou l'honneur de Dieu«, Drama, 1959).
 
Literatur:
 
F. Barlow: T. B. (London 1986);
 P. Aubé: T. B. (a. d. Frz., Zürich 1990);
 T. von Froidmont: Die Vita des hl. T. B., Erzbischof von Canterbury, hg. v. Paul G. Schmidt (1991);
 P. B. Roberts: T. B. in the medieval latin preaching tradition (Den Haag 1992).

Universal-Lexikon. 2012.