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Verzierungen,
Ornamẹnte, Manieren, Auszierungen, französisch Agréments [agre'mã], italienisch Fiorituren, in der europäischen Musik die Ausschmückung einer Melodie, meist durch besondere Zeichen oder kleinere Noten angedeutet. Das Verzierungswesen entstammt der improvisatorischen Gesangs- und Spielpraxis, die, ebenso wie bestimmte Zeichen für einzelne Verzierungen, bereits im Mittelalter bekannt war. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nahmen die Verzierungen an Zahl und Verfeinerung beständig zu. Ihre Bezeichnung und Ausführung wechselt aber je nach Epoche, Land, Instrument und Komponist. Verzierungen werden häufig auch da erwartet, wo sie nicht eigens vorgeschrieben sind. Für ihre stilgerechte Ausführung ist deshalb die Kenntnis der zeitgenössischen Lehrbücher erforderlich. In diesen nehmen die Anweisungen zur Ausführung der Verzierungen, bestehend aus Verzierungstabellen und Kompositionen mit ausgeschriebenen, als Muster dienenden Verzierungen, immer mehr Raum ein (in C. P. E. Bachs »Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. ..«, Teil 1, 1753, nahezu die Hälfte des Buchs). Während F. Couperin, um der Fehlinterpretation vorzubeugen, immer mehr Verzierungszeichen notierte, schrieb aus dem gleichen Grund J. S. Bach besonders in späterer Zeit die Verzierungen aus. Diese Tendenz setzte sich mit der Wiener Klassik zunehmend durch, sodass sich im 19. Jahrhundert die Verzierungen auf nur wenige Typen der Gruppen Vorschlag, Triller und Doppelschlag reduzierten.
R. Lach: Studien zur Entwicklungsgesch. der ornamentalen Melopöie (1913);
H.-M. Linde: Kleine Anleitung zum Verzieren alter Musik (1958);
Universal-Lexikon. 2012.