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Süd-Nord-Gefälle
Süd-Nord-Gefälle,
 
Schlagwort für (vermeintliche) Unterschiede in materiellem Wohlstand, Wirtschaftskraft und wirtschaftlichem Entwicklungspotenzial zwischen den südlichen und nördlichen Ländern Deutschlands, gemessen etwa an Größen wie Pro-Kopf-Einkommen, Arbeitslosenquote und Wachstumsrate des Sozialprodukts. Der Begriff bezieht sich v. a. auf regionale Standortvorteile, die jedoch aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels zu Standortnachteilen umschlagen können. So war Nordrhein-Westfalen mit dem Ruhrgebiet beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg eine »Wachstumsregion«, hat diese Bedeutung aber v. a. im Gefolge der Krisen im Steinkohlenbergbau und in der Stahlindustrie weitgehend verloren. Die seit Ende des 19. Jahrhunderts diskutierten regionalen Wohlstandsunterschiede zwischen »reichem Norden« und »armem Süden« (Nord-Süd-Gefälle) scheinen sich seit den 1970er-Jahren umgekehrt zu haben. Allerdings ist bei dieser regionalpolitischen Diskussion zu bedenken, dass wirtschaftliche Unterschiede zwischen ländlichen Räumen und Verdichtungsgebieten in den Bundesländern oft größer sind als zwischen den Bundesländern. Die Diskussion um ein Süd-Nord-Gefälle ist nach der Vereinigung Deutschlands (1990) vor dem Hintergrund der erheblichen Wohlstandsunterschiede zwischen den »reichen« westlichen und den »armen« östlichen Bundesländern zurückgedrängt worden.

Universal-Lexikon. 2012.