Sprüche Salomos,
Buch der Sprichwörter, in der Vulgata Provẹrbia, eine aus sechs bis neun (je nach Zählung) Teilsammlungen bestehende Schrift des Alten Testaments; von der jüdischen Tradition Salomo als dem exemplarisch weisen König (1. Kön. 3; 5, 9 ff.) zugeschrieben. Die das Wesen der Weisheit entfaltenden Lehrreden und Gedichte in Kapitel 1-9 stellen einen Niederschlag der späten (nachexilischen) jüdischen Weisheit dar; ab Kapitel 10 finden sich überwiegend einzeilige, zweigliedrige Sprüche (Parallelismus) oder kleinere Spruchgruppen, Dokumente der älteren (vorexilischen) Weisheit. Der Weise, der die Welt nach Ordnungen und Zusammenhängen durchforscht, formuliert sein Erfahrungswissen, das der Lebensbewältigung im Alltag dient, in kurzen, prägnanten Sätzen und ermöglicht so Weitergabe und Aneignung. Analogieworte (25, 14), wertende Vergleichssprüche (15, 17) und Zahlensprüche sind typische Gattungen der Spruchweisheit. Ihr ursprünglicher Kontext (»Sitz im Leben«) ist möglicherweise der Bereich der Sippenweisheit (Volkssprichwörter) und/oder der Beamtenausbildung (Standesweisheit).
H. D. Preuss: Einf. in die alttestamentl. Weisheitslit. (1987);
R. Scoralick: Einzelspruch u. Slg. Komposition im Buch der Sprichwörter, Kap. 10-15 (1995);
R. N. Whybray: The book of Proverbs. A survey of modern study (Leiden 1995);
G. Baumann: Die Weisheitsgestalt in Proverbien 1-9. Traditionsgeschichtl. u. theolog. Studien (1996).
Universal-Lexikon. 2012.