Schlüsselreize
(Signalreize), hier im besonderen sexuelle Schlüsselreize, eine Bezeichnung für Reize, die für das andere Geschlecht (meist) eine auslösende Wirkung von sexuellem Verhalten haben: Paarfindung, Verständigung und geschlechtliche Fortpflanzung; solche Schlüsselreize sind daher bei allen Tierarten vorhanden, artspezifisch und können von sehr einfacher Struktur sein.
Die Menschen reagieren ab der Pubertät vor allem auf optische Signale, die mit der unterschiedlichen Gestalt der beiden Geschlechter verbunden sind (Geschlechtsdimorphismus). Das sind die typischen, die Geschlechter unterscheidenden Geschlechtsmerkmale: äußere Geschlechtsorgane, Gesichtsform, Körperform, typische Beschaffenheit der Haut und Behaarung, Brust, Form und Bewegung des Pos, der Beine und der natürliche Gang. Weitere optische Signale liegen im Ausdrucksverhalten (Lächeln, Lachen, Zublinzeln u. a.), besonders im Imponierverhalten, das manche Jungen beziehungsweise Männer (z. B. durch »Aufdrehen«, Prahlen mit Kraft und Geschicklichkeit) und manche Mädchen beziehungsweise Frauen (z. B. durch Schminken, Schmücken, kokettes Präsentieren, Hüftschwung) zeigen. Diese Verhaltensweisen sind beim Werbeverhalten (Flirt) wirksam, sie werden von allen Menschen ohne Sprache verstanden.
Daneben spielen auch Lautäußerungen (akustische Signale) wie die Stimmlage und beim Menschen in geringerem Maße Geruchssignale (olfaktorische Signale) eine Rolle (Körpergeruch).
Im Wahrnehmungsapparat aus Sinnesorganen und Zentralnervensystem, vor allem im Thalamus des Zwischenhirns, hat der Mensch aus seiner Stammesentwicklung ein Reizempfangs- und Reizbewertungsprogramm, das durch Lernen geschärft wird und zum Teil veränderbar ist. Es filtert als Vorinstanz die gleichzeitig aus allen Sinnesorganen kommenden Erregungen, die von den Reizen verursacht wurden, und bewertet sie unbewusst sofort als interessant (dann werden sie bewusst) oder nicht. Desgleichen besitzt der Mensch im Gehirn angeborene Verhaltensprogramme (angeborene Auslösemechanismen, Abkürzung AAM). Solche Programme sind auch bei Tieren notwendig, um »ohne Überlegung« schnell auf Feinde, Beute, Geschlechtspartner und den eigenen Nachwuchs reagieren zu können. Diese Verhaltensstrukturen sind in den Grundzügen bei allen Menschen gleich. Schon ein einzelner dieser sexuellen Schlüsselreize kann eine auslösende Wirkung haben, mehrere Reize summieren sich, übernormale wirken bis zu einer Grenze noch stärker. Nach Empfang und Bewertung von Schlüsselreizen kann ein Mensch entscheiden, ob und wie er handeln will. Im Rahmen der Erziehung, insbesondere der Sexualerziehung, sollte mit der Persönlichkeitsreifung erreicht werden, dass z. B. sexuelle Übergriffe als Reaktion auf starke sexuelle Schlüsselreize nicht vorkommen. Es sollte aber auch mit den Gefühlen und Erwartungen anderer nicht leichtfertig gespielt werden.
Die Werbung bedient sich sexueller Schlüsselreize, um auch für Produkte zu werben, die überhaupt nichts mit Sexualität zu tun haben (z. B. für Autoreifen, Zigaretten, Zeitschriften).
Universal-Lexikon. 2012.