Psychedelic Rock
[amerikanisch, saɪkɪ'delɪk rɔk; auch Acidrock], zwischen 1966 und 1968 in San Francisco vor dem Hintergrund der sich dort in dem Stadtteil Haight-Ashbury herausbildenden Hippie-Kultur entwickelte Spielart der Rockmusik, die offen auf Drogenerfahrung bezogen war, unter Drogeneinfluss entstand und mehr oder weniger auch als Hintergrundmusik für den Drogenkonsum galt. Diese Musik war wesentlich auf den Livezusammenhang orientiert, wo sie eine durch Blues und Jazzimprovisation inspirierte Exegese von Klang und Elektronik im Rahmen von überlangen Kollektivimprovisationen darstellte. Angeblich entsprach sie mit ihrer zerfließenden Formlosigkeit den Visionen und Halluzinationen, wie sie durch Drogen hervorgerufen werden können. Deren vorgeblich bewusstseinserweiternde Wirkung, die von den Hippies damals zur revolutionären Kraft ideologisiert worden war, ist später zu Recht stark in Zweifel gezogen worden, als sich das in allen westlichen Industriestaaten als ein soziales Problem erwies, das jährlich eine steigende Zahl von Todesopfern fordert. Letztlich ist die Kapitalismuskritik der Hippies dann auch im Drogennebel verdunstet, statt tatsächlich zu einer gesellschaftsverändernden Kraft zu werden.
Begonnen hatte diese Musikalisierung von Drogenerfahrung und die Popularisierung von LSD durch Rockmusik im März 1966 mit einem Festival, dem Bay Area Extravaganza, das u. a. auch von Ken Kesey, Autor von »One Flew over the Cuckoo's Nest« (deutsch »Einer flog übers Kuckucksnest«), veranstaltet worden war und zum praktischen Exempel seiner neuen Heilslehre, der Revolutionierung des Bewusstseins durch LSD, werden sollte. Aus dem Massenrausch von über fünftausend Menschen ging der Kern der Hippie-Bewegung und der Anstoß zum Psychedelic Rock hervor, der dann im Jahr darauf, in dem als »Summer of Love« berühmt gewordenen Sommer 1967, mit den Massenfestivals der Hippies seinen Höhepunkt hatte. Der Begriff Psychedelic Rock kam für das 1967 erschienene Album »Surrealistic Pillow« der Jefferson Airplane auf. Neben ihnen waren es vor allem die Gruppen Grateful Dead, Charlatans und Quicksilver Messenger Service, deren Musik für den Psychedelic Rock stand. Auch die Beatles und die Rolling Stones haben mit ihren Alben »Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band« (1967) bzw. »Their Satanic Majesties Request« (1967) einen eigenwilligen Beitrag zu dieser Spielart der Rockmusik geleistet. Doch die britische Version des Psychedelic Rock wurde damals hauptsächlich von Pink Floyd mit ihren Alben »The Piper at the Gates of Dawn« (1967) und »A Saucerful of Secrets« (1968) vertreten. Ende der Sechzigerjahre, als deutlich wurde, dass die Hippies mit ihrem Anspruch auf alternative Lebensformen auf der Basis von LSD, der Veränderung der amerikanischen Gesellschaft durch die »psychedelische Revolution«, gescheitert waren, scheitern mussten, verlor sich auch der Psychedelic Rock. Was er hinterlassen hat für die weitere Entwicklung der Rockmusik, war neben einem subtilen Klangempfinden vor allem der Umgang mit Licht (Lightshow) als einer zusätzlichen Dimension zur Musik.
Siehe auch: San-Francisco-Sound, Westcoast-Rock.
Universal-Lexikon. 2012.