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politische Zeitschriften
politische Zeitschriften,
 
Publikationen, die sich mit Angelegenheiten des politischen Systems, insbesondere dem Staat, der Regierung, dem Parlament, oder mit allgemeinen politischen Fragen und Ideen in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur auseinander setzen. Zu den politischen Zeitschriften gehören v. a. 1) die politischen Wochenschriften, 2) die Zeitschriften der politischen Organisationen (Parteien, Gruppen) und Gewerkschaften, 3) die politikwissenschaftlichen und zeitgeschichtlichen Zeitschriften, 4) die satirischen Zeitschriften. Definition und Typisierung der politischen Zeitschriften sind nicht einheitlich, ebenso wenig die Abgrenzung zu Literaturzeitschriften und Kulturzeitschriften.
 
Die politischen Wochenschriften, deren politisches Engagement sich oft im Namen widerspiegelt, sind im frühen 18. Jahrhundert entstanden. Als erste dieser Zeitschriften gilt die von Philipp Balthasar Sinold von Schütz (* 1657, ✝ 1742) in Leipzig herausgegebene »Europäische Fama« (1702-35, 1735-56 unter dem Titel »Neue Europäische Fama«, 1760-65 unter dem Titel »Die neueste Europäische Fama«). Wichtig sind ferner der von C. M. Wieland herausgegebene »Teutsche Merkur« (1773-89), der von J. J. von Görres herausgegebene »Rheinische Merkur« (1814-16), die »Historisch-politische Zeitschrift« von L. von Ranke (1832-36), die von J. F. Cotta herausgegebene »Deutsche Vierteljahrs-Schrift« (1838 ff.) und die ersten satirischen Zeitschriften. Eine wichtige Rolle spielten (trotz Zensur) die politischen Zeitschriften im Zusammenhang mit der Revolution von 1848; bedeutsam waren u. a. die von A. Ruge und K. Marx herausgegebenen »Deutsch-Französische Jahrbücher« (2 Bände, 1844).
 
Für die wilhelminische Zeit sind zu nennen »Im neuen Reich« (1871-81) und die von K. Kautsky herausgegebene »Neue Zeit« (1883-1922/23), die sozialistische anstelle von nationalistischen Ideen verfocht. Die von S. Jacobsohn und C. von Ossietzky herausgegebene Weltbühne (1918-33) wurde wie viele politische Zeitschriften 1933 verboten. Danach vermochten die weiter erscheinenden bürgerlichen politischen Zeitschriften der überwältigenden Anzahl und Auflage der NS-Periodika, z. B. »Natsoz. Monatshefte« (1930-44), »Das Reich« (1940-45), keinen Widerstand entgegenzusetzen. Einige politische Zeitschriften wurden in der Emigration fortgesetzt (Exilpublizistik).
 
Nach dem Krieg neu gegründete politische Zeitschriften wie »Christ und Welt« (1948-71; Fortsetzung unter dem Titel »Deutsche Zeitung - Christ und Welt«, 1980 fusioniert mit dem »Rheinischen Merkur«), »Bayern-Kurier« (1950 ff.), »Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt« (1948-2000), »Welt am Sonntag« (1948 ff.) und »Vorwärts« (1946-89), aber auch »Frankfurter Hefte« (1946 ff.) und »Gewerkschaftliche Monatshefte« (1950 ff.) konnten sich nicht beziehungsweise nur als Subventionspublikationen halten oder mussten fusionieren. »Die Zeit« (1946 ff.) und »Der Spiegel« (1947 ff.) führen die unabhängige Tradition der politischen Wochenschriften fort; Neugründungen 1993: »Focus« und »Die Woche«. Sowohl die Zahl der wissenschaftlichen Zeitschriften zur Politik, v. a. »Zeitschrift für Politik« (gegründet 1907, neu gegründet 1954), »Das Parlament« (1951 ff.), »Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte« (1953 ff.), »Politische Vierteljahresschrift« (1960 ff.), »Leviathan« (1973 ff.), als auch die Zahl der Rezensionszeitschriften hat sich vermehrt. (Nachrichtenmagazin)
 
Literatur:
 
W. Haacke: Die p. Z., 2 Bde. (1968-82);
 S. Obenaus: Literar. u. p. Z. 1830-1848 (1986);
 S. Obenaus: Literar. u. p. Z. 1848-1880 (1987);
 A. Huß-Michel: Literar. u. p. Z. des Exils 1933-1945 (1987);
 I. Laurien: Politisch-kulturelle Zeitschriften in den Westzonen 1945-1949 (1991).

Universal-Lexikon. 2012.