Gọ̈rres,
Johann Joseph von (seit 1839), Publizist und Gelehrter, * Koblenz 25. 1. 1776, ✝ München 29. 1. 1848; war zunächst ein überzeugter Anhänger der Französischen Revolution und einer rheinischen Republik. Görres war 1799-1800 Mitglied einer Deputation, die in Paris die Einverleibung des linken Rheinufers forderte. Vom Pariser Revolutionsterror enttäuscht, wurde er 1801 Lehrer der Naturgeschichte und Physik in Koblenz, später Privatdozent in Heidelberg; er verfasste naturwissenschaftliche Schriften, beschäftigte sich mit Fragen des Volkstums und schrieb »Die teutschen Volksbücher« (1807), wodurch er mit dem Kreis um A. von Arnim und C. Brentano in Berührung kam. Seit 1814 war er Herausgeber des »Rheinischen Merkur«. Er kämpfte leidenschaftlich gegen den französischen Kaiser und engagierte sich für ein geeintes Deutsches Reich in »föderalistischem Sinne«. Gleich anderen forderte er die Rückgabe des Elsass und Lothringens. Neben E. M. Arndt wurde Görres der bedeutendste Publizist der Befreiungskriege; er schrieb eine kraftvolle, bilderreiche Prosa. Görres war zugleich der Sprecher des katholischen Volksteils; er befürwortete zunächst eine Verständigung mit dem Protestantismus. Wegen seiner liberalen Haltung wurde der »Rheinische Merkur«, obwohl Görres die Verbindung der Rheinlande mit Preußen begrüßte, im Januar 1816 von der preußischen Regierung verboten. Schließlich musste sich Görres einem Haftbefehl durch die Flucht nach Straßburg entziehen, nachdem er sich in der Schrift »Teutschland und die Revolution« (1819) scharf gegen die Politik der Restauration gewandt hatte. 1827 wurde er als Professor der Geschichte nach München berufen. Anlässlich des Kölner Kirchenstreits griff er in der Streitschrift »Athanasius« (1838) auf das Schärfste die preußische Politik an und bestärkte die Abneigung gegen Preußen im katholischen Süden. 1838 war er Mitbegründer der »Historisch-Politischen Blätter für das katholische Deutschland« (1838 folgende).
Weitere Werke: Aphorismen über die Kunst. .. (1802); Glauben und Wissen (1805); Des Uhrmachers BOGS wunderbare Geschichte. Erzählung (1807, mit C. Brentano); Mythengeschichte der asiatischen Welt, 2 Bände (1810); Die christliche Mystik, 4 Bände (1836-42).
Herausgeber: Altdeutsche Volks- und Meisterlieder (1817).
Ausgaben: Gesammelte Schriften, herausgegeben von M. Görres, 9 Bände (1854-74); Gesammelte Schriften, herausgegeben von W. Schellberg, auf zahlreiche Bände berechnet (1926 folgende); Ausgewählte Werke, herausgegeben von W. Frühwald, 2 Bände (1978); J. von Görres, ein Leben für Freiheit und Recht, herausgegeben von H. Raab (1978).
Franz Schultz: J. G. als Hg., Litterarhistoriker, Kritiker (1902, Nachdr. New York 1967);
W. Schellberg: J. von G. (21926);
R. Saitschick: J. G. u. die abendländ. Kultur (1953);
G. Bürke: Vom Mythos zur Mystik (Einsiedeln 1958);
R. Habel: J. G. (1960);
J. G., hg. v. H. Raab (1985).
Universal-Lexikon. 2012.