Papageien
[französisch papegai, wohl von arabisch babaḡā'], Psittacifọrmes, Ordnung der Vögel mit etwa 335 Arten von knapp 9 cm bis 100 cm Länge; unverkennbar durch kräftigen Beißschnabel mit stark gebogenem Oberkiefer und Wachshaut an der Basis, in der auch die Nasenlöcher liegen. Die zweite und dritte Fußzehe sind nach vorn, die erste und vierte nach hinten gerichtet. Das Gefieder ist meist auffallend bunt. Papageien bewohnen hauptsächlich die Tropen und die Südhalbkugel; Südamerika und die australische Region beherbergen die meisten Arten. Papageien sind vorwiegend Pflanzenfresser. Mit Ausnahme des Mönchssittichs, der ein großes frei stehendes Nest baut, brüten sie in Höhlen. Papageien können geschickt klettern, wobei sie auch den Schnabel einsetzen; die meisten fliegen gut. Fast alle Papageien sind sehr gesellig und fühlen sich allein nicht wohl; dies ist einer der Gründe für ihr Zahmwerden in Gefangenschaft. Nach dem Verhalten und der Entwicklung des Gehirns gehören sie zu den höchstentwickelten Vögeln. Ihr Stimmorgan befähigt sie zu außerordentlich modulationsfähigen Lautäußerungen, die bei einigen Arten zum Nachsprechen von ganzen Sätzen führen können. Papageien sind, bis auf wenige Ausnahmen, tagaktiv. Über die systematische Einteilung herrscht kein Einvernehmen; allgemein bekannte Gruppierungen sind die Loris, die Kakadus und die eigentlichen Papageien. Viele Arten sind sehr selten geworden oder nur noch in wenigen Exemplaren nachgewiesen, einige wurden bereits ausgerottet. Deshalb ist heute der Handel mit Papageien strengen gesetzlichen Beschränkungen unterworfen. Zahlreiche Arten lassen sich auch in Gefangenschaft züchten, v. a. Wellensittich und Nymphensittich. Häufig in Menschenobhut gehalten werden auch die in den Wäldern Mittel- und Südamerikas beheimateten, zu den echten Papageien gehörenden Amazonen (Gattung Amazona; Größe 26-47 cm) mit vorwiegend grünem Gefieder. Amazonen fliegen recht schwerfällig, sind jedoch geschickte Kletterer; z. B. Blaustirnamazone (Amazona versicolor; Größe 40 cm), grün, mit blauem Kopf, weinrotem Unterkörper und rotem Flügelspiegel und Kropfband. Ebenfalls zu den echten Papageien zählt die in Nord- und Südamerika beheimatete Gattungsgruppe Keilschwanzsittiche (Araini) mit 19 Gattungen, deren Vertreter zwischen 12 und 98 cm groß sind und zu denen u. a. auch die Aras gehören. Ihr auffälligstes Kennzeichen ist die durchdringend laute Stimme (Ausnahme: Sperlingspapageien). Im Südwesten Deutschlands hat in den letzten Jahren der in Afrika bis Indien beheimate, bis 42 cm große Halsbandsittich (Kleiner Alexandersittich, Psittacula krameri) eine stabile Population gebildet und sich dem kühleren Klima angepasst. Sein Gefieder ist grün mit schwarzer Kehle und seitlich rosafarbenem Halsband.
Das älteste bekannte Papageienbild, eine in Stein gehauene Darstellung, die als persisch-griechische Arbeit angesehen wird, stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Nachrichten über einen Vogel, der eine Zunge und Stimme wie Menschen besitze, gelangten erstmals von Indien nach Persien. Aus Mosaikdarstellungen geht hervor, dass Papageien im 3.-2. Jahrhundert v. Chr. an Höfen griechischer Herrscher gehalten wurden. Über die Handelsmetropole Alexandria gelangten Papageien nach Rom. Plinius der Ältere gab Indien als Heimat der Papageien an, deren Gestalt und Gefieder er beschrieb. Auch in Rom waren Papageien anfangs ausschließlich Haustiere der Herrschenden. Spärlich sind die Zeugnisse über Papageien aus dem Mittelalter Im Spätmittelalter wurden Papageien an vielen Fürstenhöfen Europas in reich und kunstvoll verzierten Käfigen aus Edelmetall gehalten. Eine Papageienhaltung am päpstlichen Hof lässt sich ohne Unterbrechung über Jahrhunderte verfolgen.
R. Low: Das P.-Buch (a. d. Engl., 21989);
W. de Grahl: P. Lebensweise, Arten, Zucht (91990);
D. Hoppe: Sittiche u. P. (31996).
Universal-Lexikon. 2012.