Mukařovský
['mukarʒɔfskiː], Jan, tschechischer Literaturtheoretiker, * Písek 11. 11. 1891, ✝ Prag 8. 2. 1975; seit 1938 Professor in Prag, einer der Begründer der Prager Schule (1926); bedeutendster Vertreter des tschechischen literaturwissenschaftlichen Strukturalismus. Mukařovský konzipierte auf der Grundlage der Phonologie F. de Saussures, des russischen Formalismus und der tschechischen Poetiken die Betrachtung des Kunstwerkes als aus Sprachmaterial bestehendes Artefakt und als ästhetische Struktur, die in der raumzeitlichen Perspektive sich wandelnder Perzeption unterworfen ist; hatte aufgrund seiner Evolutionslehre (»Estetická funkce, norma a hodnota jako sociální fakty«, 1936; deutsch »Ästhetische Funktion, Norm und ästhetischer Wert als soziale Fakten«) Einfluss auf viele geisteswissenschaftlichen Disziplinen.
Weitere Werke: Máchův Máj (1928); Kapitoly z české poetiky, 3 Bände (1941; deutsche Teilübersetzung als: Kapitel aus der Poetik); Studie z estetiky (1966; deutsche Teilübersetzung als: Kapitel aus der Ästhetik); Cestami poetiky a estetiky (1971; deutsch Studien zur strukturalistischen Ästhetik und Poetik); Studie z poetiky (herausgegeben 1982).
K. Chvatík: Tschechoslowak. Strukturalismus (1981);
F. W. Galan: Historic structures. The Prague School project, 1928-1946 (Neuausg. Austin, Tex., 1985);
Universal-Lexikon. 2012.