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Rap
Sprechgesang

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Rap 〈[ ræ̣p] m. 6; Mus.〉 mechanischer Sprechgesang, der dem Rhythmus sich wiederholender Bass- u. Schlagzeugfiguren angepasst ist; oV Rapping [engl.]

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Rap [ræp ], der; -[s], -s [engl. rap = Plauderei, Unterhaltung, zu: to rap = plaudern, schwatzen, eigtl. = stoßen, klopfen; stoßweise sprechen; viell. urspr. lautm.]:
schneller, rhythmischer Sprechgesang in der populären Musik.

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Rap
 
[amerikanisch, ræp], Ende der Siebzigerjahre in den USA aufgekommener Musikstil, der im Sommer 1979 in der Discoszene New Yorks fast schlagartig Furore machte. Der Begriff ist abgeleitet von dem amerikanischen Slangausdruck to rap (= »quasseln«) und bezieht sich auf die vor allem in den afroamerikanischen Diskotheken entwickelte rhythmische Schnellsprechpraxis der Discjockeys, die mit rasanten Wortkanonaden und dem im raschen Wechsel raffinierten Ineinanderfahren von Titelfragmenten eine äußerst dynamische, zum Tanzen animierende Atmosphäre erzeugten. Dafür wurde eine schon Mitte der Siebzigerjahre von dem damals dreizehnjährigen Discjockey Grand Wizard Theodore (* 1961) entwickelte und als Scratching bezeichnete spezielle Technik benutzt, bei der die Platten durch Zwischenlegen einer Filzscheibe (Slipmat) auf dem Plattenteller beweglich gemacht sind. Trotz laufendem Plattenteller können sie angehalten und mit der Hand rhythmisch hin und her bewegt werden, sodass aus der Musik heraus ein rhythmisiertes Geräusch entsteht, das jederzeit durch Loslassen der Platte wieder in Musik übergehen oder zu einer auf einem weiteren Plattenspieler laufenden Platte hinzugemischt werden kann. Ende der Siebzigerjahre wurde das in einen Musikstil umzusetzen versucht, der der Praxis, unterschiedliche Ausschnitte aus einem oder mehreren Titeln auf diese Weise zu einer virtuosen Mixtur zusammenzufahren, optimal angepasst war. Seine Wurzeln liegen in der afroamerikanischen Soul- und Funkmusic sowie der Straßenmusik der Gettos. Dieses ganz auf die Rhythmik hin angelegte Klangmuster des Rap basiert auf einem ausgefeilten Wechselspiel zwischen Schlagzeug und beweglich springendem Funk-Bass, worüber eine Fülle zusätzlicher Perkussionseffekte (Perkussion) gelegt sind, sodass davon eine geradezu zwingende motorisch stimulierende Wirkung ausgeht. Unterstützt wird das durch einen die Schnellsprechpraxis der Discjockeys imitierenden rhythmisch skandierten Sprechgesang — das charakteristische Kennzeichen des Rap. Dazwischen sind riffartige Bläserphrasen (Riff) geschoben, die sich ebenfalls dem rhythmischen Grundmuster anpassen. Bei der Liveaufführung (live) werden die Sänger von einem Discjockey begleitet, der ihnen die Musik aus Plattenaufnahmen als instrumentalen Background zusammenmischt. Dafür wurden den an das Format der Maxi-Single (Single) angepassten Raps auf der B-Seite der Platte das Grundband (Basic Tracks) noch einmal beigegeben. Discjockeys wie Kool Herc (* 1958) und Afrika Bambaataa (* 1960) haben diese frühe Phase des Rap maßgeblich geprägt, bevor Ende der Siebzigerjahre dann die ersten Platten damit erschienen.
 
Einer der ersten Titel, der auf Tonträger veröffentlicht wurde, war das »Rapper's Delight« (1979) von der Gruppe Sugarhill Gang, die mit ihrem Plattenlabel (Label) Sugar Hill Records eine führende Rolle in dieser Szene spielte. Daneben waren es vor allem die ehemaligen Discjockeys Grandmaster Flash (* 1957) mit seinen Furious Five und »The Birthday Party« (1981) und Kurtis Blow (* 1959) mit »Christmas Rap« (1979), die dem Rap auch international zu einem raschen Durchbruch verholfen haben und aus ihm in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre eine Musikmode werden ließen, die in allen möglichen Spielarten der populären Musik dann aufgegriffen wurde. Rap-Gruppen und -Musiker hat es so auch in nahezu allen europäischen Ländern mit außerordentlichem Erfolg gegeben. In Deutschland sind insbesondere Die Fantastischen Vier (z. B. »Die da?«, 1992), aber auch die Mädchen-Band Tic Tac Toe (z. B. »Verpiss dich«, 1996) für diesen Trend zu nennen.
 
In den USA hat sich Rap im gleichen Zeitraum nicht nur deutlich ausdifferenziert, von den Heavy-Metal-beeinflussten Produktion der Gruppe Run DMC oder der literarisch ambitionierten Rap-Poesie Gil Scott-Herons (* 1949) bis hin zu den Pop-Versionen von Queen Latifah (* 1965) und 2 Live Crew oder den Adaptionen für den weißen Popmusikmarkt durch Vanilla Ice und die Beastie Boys. Rap hat hier vor allem auch einen ausgeprägt politischen Bezug erhalten, der angesichts der dabei zum Ausdruck kommenden latenten Gewaltbereitschaft allerdings heftig umstritten ist. Gruppen wie NWA und Public Enemy, Musiker wie die ehemaligen NWA-Mitglieder Ice Cube (* 1963), Dr. Dre (* 1965) oder Ice-T (* 1964) haben sich mit einer auch als Gangsta-Rap bezeichneten Version dieser Musik zum unüberhörbaren Sprachrohr für die brutalen Getto-Erfahrungen afroamerikanischer Jugendlicher gemacht. Aber auch in den gemäßigteren Versionen von Snoop Doggy Dog (* 1972), R. Kelly (* 1968) oder MC Hammer (* 1962) hat diese Musik den expliziten Bezug auf die sozialen Erfahrungen ihres Publikums nicht verloren. Rap gehört nach wie vor zu den wichtigsten kulturellen Ausdrucksmedien junger Afroamerikaner in den USA.
 
Siehe auch: Breakdance, College-Rap, Gangsta-Rap, Hip-Hop, Raggarap.

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Rap [ræp], der; -[s], -s [engl. rap = Plauderei, Unterhaltung, zu: to rap = plaudern, schwatzen, eigtl. = stoßen, klopfen; stoßweise sprechen; viell. urspr. lautm.]: schneller, rhythmischer Sprechgesang in der Popmusik: einen R. vortragen, bringen; Erster musikalischer Ausdruck des puristischen Bewusstseins wurde der R., ein Sprechgesang afrikanischer Herkunft mit einfacher Metrik (Spiegel 17, 1987, 238); Mit 800 Millionen Dollar Jahresumsatz war R. (die Gattung Rap) die einzige Wachstumssparte in der sonst darbenden Musikindustrie (Woche 21. 3. 97, 39).

Universal-Lexikon. 2012.