Menschenrassen,
geographisch lokalisierbare Formengruppen des heutigen Menschen (Homo sapiens sapiens), die sich aufgrund überzufällig häufiger Genkombinationen mehr oder weniger deutlich voneinander unterscheiden. Neben zufälligen Änderungen, die sich innerhalb von Populationen fortsetzen können, spielen v. a. Anpassungen an die verschiedenen Lebensräume und Klimabereiche eine Rolle, sicher auch kulturelle Faktoren. Die auffälligsten Unterschiede betreffen neben der Haut-, Haar- und Augenfarbe bestimmte Körper-, Kopf- und Gesichtsformen sowie physiologische Parameter wie Wärmeregulation, Blutmerkmale u. a. Die Ausbildung verschiedener morphologischer Merkmale lässt sich zum Teil auf die für Säugetiere allgemein gültigen Klimaregeln zurückführen: So folgen die geographisch bedingten Schwankungen der Körperhöhe nach der Bergmann-Regel der mittleren Jahrestemperatur, wonach die Bewohner kälterer Klimazonen in der Regel größer sind als diejenigen wärmerer Zonen; eine ähnliche Beziehung besteht zwischen Körpergewicht und Klima. Ausnahmen hiervon lassen sich zum Teil durch die allensche Regel erklären, die besagt, dass, je kälter das Klima ist, umso kurzbeiniger und gedrungener die Gestalt, da die Wärme abgebende Oberfläche damit verringert wird (dies trifft z. B. in Verbindung mit einer dicken Subkutanfettschicht auf Eskimos und Lappen zu). Auch die Nasenbreite steht im Zusammenhang mit Luftfeuchtigkeit und Wärme: bei vorwiegend trockener Luft ist eine schmale Nase günstiger, da die Atemluft besser angefeuchtet werden kann (Thomson-Buxton-Regel). Die Hautfarbe zeigt eine deutliche Beziehung zur Stärke der UV-Bestrahlung: Sie ist in lichtreichen Gegenden dunkel (Schutz gegen UV-Strahlung) und in lichtärmeren hell, um ausreichende Bildung von Vitamin D zu gewährleisten. Das unterschiedliche Verteilungsbild der Blutgruppen erklärt sich zum Teil aus dem Zusammenwirken mehrerer epidemischer Infektionskrankheiten, für die geographisch variable Verteilung anderer biochemischen und physiologischen Eigenschaften gibt es zum Teil nur sehr pauschale Erklärungshypothesen. Sicher ist jedoch, dass den morphologischen Merkmalen, gemessen an ihrer biologischen Bedeutung, eine zu hohe Unterscheidungsqualität zugebilligt wird.
Heute werden in typologischen Konzepten vier Großrassen unterschieden: die Europiden, die Mongoliden, die (aus diesen hervorgegangenen) Indianiden und die Negriden. Hinzu kommen noch einige typologische Kategorien von Bevölkerung wie die Australiden (Australomelanisiden) und die afrikanischen Khoisan.
Während die Konzepte der biologischen Rassenbildung beim Menschen heute in der Bevölkerungs-Biologie und Genetik hinsichtlich typologischer Kriterien keine Bedeutung mehr haben, werden v. a. in formal biologischen und biologistischen Denkschulen die Begriffe weiter verwendet. Einen Erklärungswert, der die Kenntnisse der modernen Bevölkerungs-Biologie auf molekulargenetischer Grundlage erreicht oder gar darüber hinausgeht, haben diese typologischen Zuschreibungen nicht. (Rassenkunde)
Universal-Lexikon. 2012.