Lévị-Strauss
[-'stroːs], Claude Gustave, französischer Ethnologe, * Brüssel 28. 11. 1908; 1935-39 Lehrtätigkeit und Teilnahme an Feldforschungsexpeditionen in Brasilien; 1941 Emigration in die USA; Kontakte mit Vertretern der Prager Schule (R. Jakobson), 1950-74 Lehrstuhl für vergleichende Religionswissenschaft der schriftlosen Völker an der École Pratique des Hautes Études, 1959-82 Professor am Collège de France, seit 1973 Mitglied der Académie française. Sein Entwurf einer strukturalen Anthropologie stellt den Versuch dar, in der Linguistik entwickelte methodische Verfahrensweisen bei der Untersuchung ethnologischer Sachverhalte zu verwenden. In Fortführung von M. Mauss' »Theorie der Gegenseitigkeit sozialer Beziehungen« interpretiert er unterschiedliche Formen sozialer Interaktion (Ökonomie, Heirat usw.) als Austauschsysteme, die den Gesetzen eines allen Produkten des menschlichen Geistes gleichermaßen zugrunde liegenden »strukturalen Unbewussten« gehorchten. Um die Existenz eines solchen universalen Strukturierungsprinzips nachzuweisen, unternahm er umfangreiche Untersuchungen »primitiver« Verwandtschaftssysteme und indianischer Mythologien. Die von ihm propagierte und inzwischen auch in anderen Humanwissenschaften angewandte Methode (Strukturalismus) gilt wegen der ihr inhärenten philosophischen Prämissen als umstritten.
Werke: Les structures élémentaires de la parenté (1949; deutsch Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft); Tristes tropiques (1955; deutsch Traurige Tropen); Anthropologie structurale (1958; deutsch Strukturale Anthropologie); La pensée sauvage (1962; deutsch Das wilde Denken); Le totémisme aujourd'hui (1962; deutsch Das Ende des Totemismus); Mythologiques, 4 Teile (1964-71; deutsch Mythologica); La potière jalouse (1985; deutsch Die eifersüchtige Töpferin); De près et de loin (1988, mit D. Eribon; deutsch Das Nahe und das Ferne. Eine Autobiographie in Gesprächen); Regarder, écouter, lire (1993; deutsch Sehen, Hören, Lesen).
C. Clément: C. L.-S. ou la structure et le malheur (Neuausg. Paris 1985).
Universal-Lexikon. 2012.