Laplace
[la'plas], Pierre Simon Marquis de (seit 1817), französischer Mathematiker und Physiker, * Beaumont-en-Auge (Département Calvados) 28. 3. 1749, ✝ Paris 5. 3. 1827; 1771 Examinator an der École militaire in Paris (u. a. prüfte er 1785 Napoléon Bonaparte), 1785 Aufnahme in die Académie des sciences; seit 1794 Professor an der neu gegründeten École normale.
Die bedeutendsten Beiträge von Laplace beziehen sich auf die Gebiete Himmelsmechanik und Kosmologie, Wahrscheinlichkeitstheorie sowie mathematische Physik. Die 1796 erschienene »Exposition du système du monde« enthält die These, das Sonnensystem sei durch Erkalten eines Gasnebels entstanden (»Nebularhypothese«, Kant-Laplace-Theorie). Eine Zusammenfassung aller bis dahin bekannten Tatsachen aus dem Bereich der Himmelsmechanik unter dem leitenden Gesichtspunkt des Gravitationsgesetzes bieten die fünf Bände der »Mécanique céleste« (1799-1825). Besonderes Aufsehen erregte der darin erbrachte Beweis für die Unveränderlichkeit der großen Halbachsen der Planetenbahnen. Laplaces Werk wurde neben I. Newtons »Principia« zum Paradigma analytischer Physik. Mit seiner »Théorie analytique des probabilités« (1812) gelang es Laplace erstmals systematisch, wahrscheinlichkeitstheoretische Probleme mathematisch zu behandeln (u. a. Grenzwertsatz von Moivre-Laplace, zentraler Grenzwertsatz).
In der mathematischen Physik sind als Beiträge die Laplace-Differenzialgleichung, der Laplace-Operator, die Einführung der Kugelfunktionen und der Entwicklungssatz für Determinanten zu nennen. Laplace hat auch experimentelle Untersuchungen (teilweise in Zusammenarbeit mit A. L. Lavoisier) durchgeführt (Wärmelehre, Kapillarität, Schallgeschwindigkeit).
Ausgabe: Œuvres complètes, herausgegeben von P. Puiseaux u. a., 14 Bände (1878-1912).
I. Grattan-Guinness: P.-S. Marquis de L., in: Dictionary of scientific biography, hg. v. C. C. Gillispie, Bd. 15 (Neuausg. New York 1981).
Universal-Lexikon. 2012.