Lamennais
[lam'nɛ], La Mennais, Hugues Félicité Robert de, französischer katholischer Theologe und Schriftsteller, * Saint-Malo 19. 6. 1782, ✝ Paris 27. 2. 1854; wurde 1816 zum Priester geweiht. In seinem apologetischen Werk »Essai sur l'indifférence en matière de religion« (»Essay über die Gleichgültigkeit in religiösen Fragen«; 1817-23, 4 Bände) verteidigte er die Freiheit der katholischen Kirche und verurteilte den Gallikanismus. Sein Eintreten für die Unabhängigkeit der Kirche entwickelte sich in den 1820er-Jahren zur Forderung nach der Trennung von Kirche und Staat (»De la religion« [»Über die Religion«]; 2 Bände, 1825-26). Politisch suchte er die Verbindung zwischen Liberalismus und Katholizismus und die Versöhnung von Kirche und Demokratie. 1830 gründete er zusammen mit D. Lacordaire und C. Graf von Montalembert die katholisch-demokratische »Agence générale pour la défense de la liberté religieuse« (»Generalbüro zur Verteidigung der Religionsfreiheit«), deren Sprachrohr die Tageszeitung »L'Avenir« (»Die Zukunft«) wurde. Die Auffassungen Lamennais' wurden 1832 und 1834 päpstlich verurteilt. Mit der Veröffentlichung der »Affaires de Rome« (»Römische Affären«) 1836 vollzog Lamennais seinerseits endgültig den Bruch mit der Kirche und näherte sich in der Folge einzelnen Positionen des frühen (genossenschatlichen) Sozialismus an. In seinem »Volksbuch« (»Le livre du peuple«, 1838) forderte G. eine durch die »Grundsätze vollkommener Brüderlichkeit« geprägte Gesellschaft ein, deren Grundlagen für ihn die christliche Botschaft und die bürgerlichen Freiheitsrechte bildeten.
Ausgaben: Œuvres complètes, 12 Bände (1836-37, Nachdruck 1967); Œuvres posthumes, herausgegeben von E. D. Forgues, 6 Bände (1855-59); Œuvres inédites, herausgegeben von A. Blaize, 2 Bände (1866).
A. Vidler: Prophecy and papacy. A study of L. (London 1954);
L. le Guillou: L'évolution de la pensée religieuse de F. L. (Neuausg. Paris 1966);
G. Valerius: Dt. Katholizismus u. L. (1983).
Universal-Lexikon. 2012.