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Interferone
Interferone
 
[zu lateinisch ferre »tragen«, »bringen«], Singular Interferon das, -s, Abkürzung IFN, INF, bei Wirbeltieren und beim Menschen vorkommende Familie von zum Teil glycosylierten (mit Zuckerresten versehenen) Eiweißmolekülen mit Molekülmassen um 20 000. Beim Menschen kennt man drei Klassen: IFN-α mit 15 Mitgliedern, IFN-β und IFN-γ mit je einem Mitglied. IFN-α und -β können von vielen Zellen gebildet werden. Die wichtigsten Produzentenzellen von IFN-α sind Monozyten, von IFN-β Bindegewebezellen (Fibroblasten). Reize zur Bildung sind Virusinfektionen und bakterielle Oberflächenbestandteile.
 
Im Unterschied dazu wird IFN-γ nur von T-Lymphozyten während der Aktivierung gebildet. Die nach einer Virusinfektion gebildeten IFN schützen noch nicht infizierte Zellen nach Bindung an deren Membranrezeptoren. Sie wirken dabei weitgehend artspezifisch; ihre antivirale Wirkung richtet sich jedoch gegen alle Viren. Sie beruht auf der Bildung von Proteinen (z. B. Mx-Protein), die durch noch wenig verstandene Mechanismen die Vermehrung von Viren hemmen. Weiterhin besitzen IFN wachstumshemmende Eigenschaften, auch auf eine Reihe von Tumorzellen, sie regulieren Immun- und Entzündungsreaktionen (v. a. IFN-γ) und sind an Differenzierungsprozessen von Zellen des Immunsystems beteiligt.
 
Nachdem IFN des Menschen in ausreichenden Mengen durch gentechnologische Verfahren hergestellt werden konnten, dienen sie als Arzneimittel für schwerwiegende Erkrankungen. So sind IFN-α wirksam bei der chronisch aggressiven Hepatitis B und C sowie einigen anderen Viruserkrankungen, beispielsweise Herpes-simplex-Infektion des Auges, IFN-β bei virusbedingter Gehirnentzündung, generalisierter Gürtelrose und bei schubförmiger, remittierender multipler Sklerose (Betaferon), IFN-α (aber nicht IFN-β und -γ) wirken bei einigen Tumorerkrankungen, z. B. bei Haarzellleukämie, einigen Lymphomen und Blasenkarzinom.

Universal-Lexikon. 2012.