Hẹrtling,
Georg Freiherr (seit 1914 Graf) von, katholischer Philosoph und Staatsmann, * Darmstadt 31. 8. 1843, ✝ Ruhpolding 4. 1. 1919; wurde 1880 Professor in Bonn, 1882 in München. 1876 war er Mitgründer der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft, als deren Präsidenten er großen Einfluss ausübte. Seine Arbeit galt v. a. der katholischen Staats- und Sozialphilosophie. Hertling war 1875-90 und 1896-1912 Mitglied des Reichstags (Zentrum) und wurde 1909 Vorsitzender seiner Fraktion. Seit 1891 Mitglied des bayerischen Reichsrats, wurde Hertling 1912 Ministerpräsident in Bayern. Von konservativer Grundhaltung und Gegner eines politischen Liberalismus, stand er in Gegensatz zu dem von M. Erzberger geführten demokratischen Flügel der Partei, unterstützte aber im Wesentlichen die Politik T. von Bethmann Hollwegs. Dessen Nachfolge anzutreten, lehnte er im Juli 1917 ab und nahm erst nach dem Scheitern von G. Michaelis am 1. 11. 1917 das Amt des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten an. Er vermochte sich freilich nicht gegen die politische Machtstellung der Obersten Heeresleitung durchzusetzen. Er trat am 30. 9. 1918 zurück.
Schriften: Naturrecht und Socialpolitik (1893); Erinnerungen aus meinem Leben, 2 Bände (1919-20).
Universal-Lexikon. 2012.