Heinrich von Morungen,
mittelhochdeutscher Lyriker vom Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts; sein Stammsitz wird in der Burg Morungen (bei Sangerhausen) gesehen. Aus Urkunden schließt man, dass er längere Zeit im Dienst des Markgrafen Dietrich des Bedrängten von Meißen gestanden habe. Heinrich v. M. war der klassischen Antike (Ovid), der Troubadourlyrik und der kirchlichen Hymnik verpflichtet. Sein Werk bildet mit dem Reinmars des Alten und dem Walthers von der Vogelweide den Höhepunkt des mittelhochdeutschen Minnesangs; vor beiden zeichnet sich Heinrich v. M. sowohl durch seine musikalische Sprachgebung, seine rhythmische Flexibilität (u. a. gemischte Daktylen), seine reich differenzierten Strophenformen als auch durch die Gestaltung des Minnethemas aus. Vergleichbar mit Gottfried von Straßburgs »Tristan« entwickelte er eine Liebesmystik, eine Verklärung der Idee der Minneherrin. Die Beziehung der Balladengestalt des edlen Moringers zu Heinrich v. M. ist in der Forschung noch ungeklärt.
Ausgaben: Lieder, Text, Übersetzung und Kommentare von H. Tervooren (1975); Des Minnesangs Frühling, bearbeitet von H. Moser und H. Tervooren, Band 1 (381988).
C. von Kraus: Zu den Liedern H.s v. M. (1916, Nachdr. Nendeln 1970);
U. Pretzel: Kleine Schriften (1979).
Universal-Lexikon. 2012.