im engeren Sinn Bezeichnung für die im 8.-6. Jahrhundert v. Chr. erfolgte Ausbreitung der Griechen in allen Teilen der Mittelmeerwelt zur Gewinnung von Siedlungsland und zum Zwecke des Handels, so die Ansiedlung von Insel-Ioniern (besonders aus Euböa, Naxos und Paros), Dorern (besonders aus Korinth sowie aus Megara, Thera und Sparta) und Achaiern v. a. in Unteritalien, Sizilien und Nordafrika, ferner die von Städten (Milet, Phokaia) ausgehende Gründung von Tochterstädten (Apökien) an den Küsten der nördlichen Ägäis und des Schwarzen Meeres sowie Südfrankreichs und Ostspaniens. Allein Milet hatte rund 90 Kolonien. Die vor dem Gründungsunternehmen oft vom Orakel in Delphi beratenen adligen Gründer (Oikisten) der politisch selbstständigen Kolonien übernahmen von der Mutterstadt die Kulte und die Staatseinrichtungen und genossen nach ihrem Tod heroische Ehren. Im weiteren Sinn werden auch die griechische Landnahme (der Äoler, Ionier und Dorer) in Kleinasien und auf Zypern (1200-900 v. Chr.) sowie die Städtegründungen Alexanders des Großen und der Diadochen als griechische Kolonisation bezeichnet.
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Universal-Lexikon. 2012.