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fotografische Objektive
fotografische Objektive,
 
Foto|objektive, optische Systeme (im engeren Sinn an fotografische Kameras), die reelle Bilder von Aufnahmegegenständen in die Bildebene projizieren. Anfänglich und auch später noch an Einfachkameras zweilinsige Achromate geringer Lichtstärke; schon 1840 durch das »Porträtobjektiv« von J. Petzval ersetzt, das eine relativ hohe Lichtstärke (1 : 3,6), jedoch noch kein geebnetes Bildfeld besaß. Dieses erbrachte 1866 der vierlinsige Aplanat von H. A. Steinheil. Seit der Jahrhundertwende setzten sich Anastigmate durch: das dreilinsige cookesche beziehungsweise taylorsche Triplet, das vierlinsige rudolphsche »Tessar« (Hinterlinsen verkittet), die heute noch in Gebrauch sind. Moderne fotografische Objektive höherer Lichtstärke sind »Doppelanastigmate« des Gauß-Typs (Doppel-Gauß-Varianten, gaußsche Doppelobjektive), die auf der symmetrischen Verdoppelung des von C. F. Gauss angegebenen Fernrohrobjektivs beruhen, oder, besonders für längere Brennweiten, bei denen sphärischen Aberrationen nur gering, chromatische Restaberrationen aber stärker zu Buche schlagen, Apochromate.
 
Normalobjektive (Standardobjektive) haben eine Brennweite (Brennpunkt), die annähernd der Diagonale des Aufnahmeformats entspricht; sie bieten einen Feldwinkel von 45º, der dem Feldwinkel des ruhenden Auges gleichkommt, und damit eine »augengerechte« Perspektive (die Bedeutung des Bildwinkels von 45º war Malern und Bildhauern seit der Erforschung der Perspektive in der Renaissance bekannt). Kürzere Brennweiten als die Formatdiagonale bieten unter einem größeren Feldwinkel mehr und kleinere Einzelheiten dar als das Standardobjektiv, sie kommen Weitwinkelobjektiven zu. Von Superweitwinkelobjektiven (Brennweite für das Kleinbildformat 24 × 36 mm z. B. 21 mm, Bildwinkel 92º) unterscheiden sich Fischaugenobjektive dadurch, dass sie alle nicht zur optischen Achse parallelen Geraden als Kreisbögen abbilden. Dabei ist der Bildeindruck nur scheinbar unperspektivisch; um den perspektivisch korrekten Eindruck einer Rundsicht zu gewinnen, muss man eine hinreichend vergrößerte Fischaugenaufnahme aus dem zur Brennweite analogen Abstand betrachten. Das gleiche gilt für die Weitwinkelverzerrung (Weitwinkeleffekt): Bei Personenaufnahmen erscheinen vorgestreckte Hände und Füße unförmig vergrößert, die geringste Kameraneigung führt zu stürzenden Linien usw. Diese »Missproportionen« beruhen auf der Geometrie des bei Weitwinkelaufnahmen zumeist verringerten Aufnahmeabstandes. Umgekehrt beobachtet man bei Aufnahmen mit langen Brennweiten einen Teleeffekt: Größendifferenzen von Gegenständen erscheinen verringert, die Gegenstände »kleben aufeinander«. Auch diese Erscheinungen sind durch die bei Teleaufnahmen vergrößerten Aufnahmeabstände geometrisch vorgegeben.
 
Bei langen Brennweiten unterscheidet man Fernobjektive (Fernbildlinsen) mit unverkürzter Baulänge und »echte« Teleobjektive, deren Baulänge infolge eines zerstreuenden Hinterglieds kürzer als die Brennweite ist und die dadurch im Einsatz handlicher sind. Um die bei Teleobjektiven langen Fokussierwege (für axiale Bewegungen zur Scharfeinstellung) v. a. für Autofokuskameras zu verkürzen, wendet man heute die Innenfokussierung (axiale Verstellung von Innengliedern) an. Bei Weitwinkelobjektiven erreicht man durch Floating Elements (Floating Lenses), d. h. axial verschiebbare Hinterlinsen, eine über den ganzen Einstellbereich gleichmäßige Schärfe. Längste Brennweiten (z. B. für das Kleinbild 2 000 mm) sind als Spiegelsysteme ausgeführt (in deren Strahlengang sich allerdings keine Irisblende anbringen lässt). Objektive mit kontinuierlich veränderbarer Brennweite sind Zoomobjektive (Varioobjektive). Satzobjektive lassen sich aus einzelnen Linsengliedern zu unterschiedlichen Brennweiten kombinieren. Sie sind nur noch in der Reprotechnik gebräuchlich. Makroobjektive sind mit Balgengerät zu verwendende Objektive oder Objektive mit verlängertem Schneckengang, die Nahaufnahmen ohne weitere Hilfsmittel ermöglichen. Shift-Objektive erlauben den Ausgleich stürzender Linien durch Dezentrierung der optischen Achse, in Einzelfällen auch eine Achsenverschwenkung (»Tilt«). Konverter, Vergüten.

Universal-Lexikon. 2012.