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überziehen
übersteigern; übereifern; mit Kanonen auf Spatzen schießen (umgangssprachlich); das Kind mit dem Bade ausschütten (umgangssprachlich); zu weit gehen (umgangssprachlich); über das Ziel hinausschießen (umgangssprachlich); exorbitieren; mehr tun, als richtig ist; übertreiben; anstreichen; beschichten; überstreichen

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1über|zie|hen ['y:bɐts̮i:ən], zog über, übergezogen <tr.; hat:
(ein Kleidungsstück) über den Körper oder einen Körperteil ziehen:
ich zog mir einen Pullover über; vor dem Kauf zog sie den Rock in der Kabine über (probierte sie ihn an).
Syn.: anziehen.
  2über|zie|hen [y:bɐ'ts̮i:ən], überzog, überzogen <tr.; hat:
1. mit einem Überzug (aus etwas) versehen:
einen Deckel mit Stoff überziehen; die Sessel, das Sofa neu überziehen lassen (mit einem neuen Bezug versehen lassen); die Betten [frisch] überziehen (die Bettwäsche erneuern); <häufig im 2. Partizip> frisch überzogene Betten.
Syn.: beziehen.
2. einen das Guthaben übersteigenden Betrag (von seinem Konto) abheben:
er hatte sein Konto [um 400 Euro] überzogen.
3. übertreiben, zu weit treiben:
man sollte seine Kritik nicht überziehen; <häufig im 2. Partizip> eine völlig überzogene Reaktion.

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über||zie|hen 〈V. tr. 287; hat
1. anziehen (Kleidungsstück)
2. jmdm. od. einem Tier eins, ein paar \überziehen einen Schlag, ein paar Schläge geben
● zieh doch den Mantel einmal über, damit du siehst, ob er auch passt; jmdm. od. einem Tier eins mit dem Stock, mit der Peitsche \überziehen
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über|zie|hen 〈V. tr. 287; hat
1. mit einem Überzug versehen
2. bei der Nutzung von etwas vorgegebene Grenzen überschreiten
3. 〈fig.; meist als Part. Perf.〉 übertreiben
● ein Bett (frisch) \überziehen frische Bettwäsche darüberziehen; ein Flugzeug \überziehen den Ausfallwinkel eines F. so weit vergrößern, dass die Strömung an den Flügeln abreißt u. das F. durchsackt; ein Konto \überziehen mehr abheben, als auf dem Konto gutgeschrieben ist; die Zeit \überziehen eine vorgegebene Z. überschreiten ● die Sessel müssen neu überzogen werden ● ein Land mit Krieg \überziehen 〈fig.〉 durch Krieg verwüsten, zum Kriegsschauplatz machen; einen Kasten mit Stoff, Papier \überziehen; der Himmel hat sich mit Wolken überzogen hat sich mit Wolken bedeckt; ein Gegenstand ist mit Rost, Schimmel, Grünspan überzogen bedeckt; mit Mehltau überzogene Blätter ● überzogene Ansprüche 〈fig.〉; überzogenes Verhalten 〈fig.〉

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1über|zie|hen <unr. V.; hat:
1. ein Kleidungsstück über den Körper od. einen Körperteil ziehen; [über etw. anderes] anziehen:
ich zog [mir] eine warme Jacke über;
zieh dir was über, es ist kalt draußen;
Sie können die Hose auch gern mal ü. (anprobieren).
2.
jmdm. einen/eins, ein paar ü. (jmdm. einen Schlag, Schläge versetzen).
2über|zie|hen <unr. V.; hat [mhd. überziehen = über etw. ziehen; bedecken; überfallen]:
1.
a) mit einer [dünnen] Schicht von etw. bedecken od. umhüllen, als [dünne] Schicht von etw. auf der Oberfläche von etw. vorhanden sein:
die Torte mit Guss ü.;
etw. mit Lack, einem Schutzfilm ü.;
<oft im 2. Part.:> von/mit etw. überzogen sein;
b) beziehen (1 a):
etw. mit Leder, Stoff ü.;
die Betten müssen frisch überzogen werden.
2.
a) nach u. nach bedecken:
kalter Schweiß überzog ihr Gesicht;
b) <ü. + sich> sich nach u. nach mit etw. bedecken:
der Himmel überzog sich mit Wolken.
3.
a) [im Bankw. Lehnbedeutung nach engl. to overdraw] von etw. (was einem zusteht) zu viel in Anspruch nehmen:
den Etat ü.;
die Pause, die Sendezeit ü.;
<auch ohne Akk.-Obj.:> der Moderator hat schon wieder überzogen;
b) übertreiben, zu weit treiben:
man soll seine Kritik nicht ü.;
<oft im 2. Part.:> der Kommentar war im Ton überzogen;
eine überzogene Reaktion, Lohnforderung.
4. (bes. Tennis, Tischtennis) mit Topspin spielen:
der Spieler überzog die hohen Bälle.
5. (Fliegerspr.) zu steil hochziehen:
er überzog die Maschine.
6. (mit etw.) heimsuchen (2):
sie überzogen das Land mit Krieg;
jmdn. mit einer Klage, mit Klagen ü. (Rechtsspr.; gegen jmdn. klagen).

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Überziehen,
 
1) Bankwesen: die Überziehung.
 
 2) Flugzeug: Stall [stɔ:l, englisch], durch Ziehen des Steuerknüppels einen Flugzustand herbeiführen, bei dem der Anstellwinkel des maximalen Auftriebsbeiwertes überschritten wird, was zum Abreißen der Strömung am Tragflügel mit plötzlicher Auftriebsminderung führt. Bei gleichzeitigem Abreißen an beiden Flügelhälften sackt das Flugzeug unter Höhenverlust durch; bei einseitigem Abreißen an einer Flügelhälfte tritt Abkippen auf. (Überziehflugfähigkeit)

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über|zie|hen <unr. V.; hat: 1. ein Kleidungsstück über den Körper od. einen Körperteil ziehen; [über etw. anderes] anziehen: ich zog [mir] eine warme Jacke über; zieh dir was über, es ist kalt draußen; Sie können den Rock, Mantel auch gerne mal ü. (anprobieren). 2. *jmdm. einen/eins, ein paar ü. (jmdm. einen Schlag, Schläge versetzen): Dem »Tito« habe er ... »mit dem Griffstück der Knarre ein paar übergezogen« (Spiegel 52, 1977, 79).
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über|zie|hen <unr. V.; hat [mhd. überziehen = über etw. ziehen; bedecken; überfallen; besetzen; gewinnen; 3 a: im Bankw. Lehnbedeutung nach engl. to overdraw]: 1. a) mit einer [dünnen] Schicht von etw. bedecken od. umhüllen, als [dünne] Schicht von etw. auf der Oberfläche von etw. vorhanden sein: die Torte mit Guss ü.; etw. mit Lack, einer isolierenden Schicht, einem Schutzfilm ü.; die glitzernden Eisblumen, die ... in unerschöpflichem Musterreichtum ... das ... Fenster überziehen (Kinski, Erdbeermund 44); <oft im 2. Part.:> von/mit etw. überzogen sein; An jeder mit Grünspan überzogenen Fibel (Ransmayr, Welt 229); Ü dass ganz Wien mit Blumenmärkten überzogen wird (Kurier 12. 5. 84, 17); b) beziehen (1a): etw. mit Leder, Stoff ü.; die Betten müssen frisch überzogen werden; Wer überzieht preiswert Polstergarnitur? (Augsburger Allgemeine 6./7. 5. 78, 31). 2. a) nach u. nach bedecken: Jetzt begann kalter Schweiß Brahms Gesicht zu ü. (Kirst, 08/15, 800); b) <ü. + sich> sich nach u. nach mit etw. bedecken: der Himmel überzog sich mit Wolken. 3. a) von etw. (was einem zusteht) zu viel in Anspruch nehmen: den Etat ü.; sein Konto [um 300 DM] ü. ([300 DM] mehr abheben, als auf dem Konto gutgeschrieben ist); Er hatte die Mittagspause überzogen (Fels, Unding 37); der Moderator hat die Sendezeit [um] 3 Minuten überzogen; <auch o. Akk.-Obj.:> Frank Elstner verfolgt peinlich genau die Uhr, um nicht zu ü. (IWZ 15, 1984, 16); b) übertreiben, zu weit treiben: man soll seine Kritik nicht ü.; <oft im 2. Part.:> der Hirsch-Kommentar sei »nicht nur im Ton überzogen, sondern auch in der Sache unberechtigt« (Spiegel 22, 1981, 86); eine überzogene Reaktion; durch maßlos überzogene Lohnforderungen (Zeit 6. 6. 75, 17). 4. (bes. Tennis, Tischtennis) mit Topspin spielen: der Spieler überzog die hohen Bälle. 5. (Fliegerspr.) zu steil hochziehen: Beim Überwinden der Hochspannungsleitung überzog er die Maschine, worauf sie in ein Schneefeld prallte (LNN 31. 7. 84, 28). 6. (mit etw.) ↑heimsuchen (2): sie überzogen das Land mit Krieg; Es könne nicht hingenommen werden, dass ... insbesondere mittlere und kleine Firmen mit Ermittlungen überzogen würden (MM 18. 1. 82, 1); Die Drohungen und Erpressungen, mit denen er mich überzog (Amendt, Sexbuch 199); jmdn. mit einer Klage, mit Klagen ü. (Rechtsspr.; gegen jmdn. klagen).

Universal-Lexikon. 2012.