Flagellạnten
[zu lateinisch flagellum »Geißel«, »Peitsche«], Singular Flagellạnt der, -en, Flegler, Geißler, Kreuzbrüder, Angehörige schwärmerisch-frommer Laienbewegungen des 13.-15. Jahrhunderts, die morgens und abends zur Buße unter Gebet und Bußliedern Selbstgeißelung (Flagellation) übten, die Männer mit entblößtem Oberkörper öffentlich auf Straßen und Plätzen, die Frauen hinter verschlossenen Türen in Kirchen. Die Bewegung entstand im Herbst 1260 in Mittelitalien, hervorgerufen v. a. durch chiliastische Endzeiterwartung, und breitete sich in mehreren Wellen über ganz West- und Mitteleuropa aus. Im Zusammenhang mit dem Ausbruch der Pest kam es 1348/49, wahrscheinlich von Österreich ausgehend, zu neuen Geißlerzügen bis nach England. Zur Hochburg der Flagellantenbewegung wurden die Niederlande. Papst Klemens VI. versuchte, die Flagellanten zu unterdrücken; endgültig verschwanden sie nach dem Verbot durch das Konstanzer Konzil (1417).
M. Erbstösser: Sozialreligiöse Strömungen im späten MA. Geißler, Freigeister u. Waldenser im 14. Jh. (Berlin-Ost 1970);
M. D. Lambert: Ketzerei im MA. Eine Gesch. von Gewalt u. Scheitern (a. d. Engl., Neuausg. 1991).
Universal-Lexikon. 2012.