Ficino
[fi'tʃiːno], Marsilio, italienischer Arzt, Humanist und Philosoph, * Florenz, 19. 10. 1433, ✝ Careggi (heute zu Florenz) 1. 10. 1499; 1473 zum Priester geweiht. Gefördert von Cosimo de' Medici, wurde er zum Mittelpunkt des Florentiner Literatenkreises, der Platonischen Akademie (Neuplatonismus). Er schuf die erste vollständige Platonübersetzung in lateinischer Sprache und ergänzte sie durch die Übertragung Plotins sowie hermetische Schriften. Durch diese Zusammenstellung und die Aufnahme von Elementen augustinischer und scholastischer Philosophie bestimmte er die neoplatonisierende Platondeutung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. - Ficino hatte weit gespannte naturwissenschaftliche und astrologische Interessen (was zum Inquisitionsprozess führte, der dank seiner Beziehungen zur Familie Medici niedergeschlagen wurde). Als Philosoph wollte er die Trennung von Philosophie und Religion überwinden, die der oberitalienische Averroismus betrieb. Gegen dessen Kritik der Unsterblichkeitsbeweise schrieb er seine »Theologia Platonica de immortalitate animarum« (1482). Den als Hierarchie aufgefassten Kosmos und die Religionen verstand er als symbolischen Ausdruck der göttlichen Ureinheit, die sich in der Uroffenbarung mitgeteilt habe.
Ausgaben: Supplementum ficinianum, herausgegeben von P. O. Kristeller, 2 Bände (1937, Nachdruck 1973); Opera omnia, herausgegeben von P. O. Kristeller, 2 Bände (1962).
R. Marcel: Marsile Ficin (Paris 1958);
E. Garin: Storia della filosofia italiana, Bd. 1 (Turin 21966);
P. O. Kristeller: Die Philosophie des M. F. (1972);
P. O. Kristeller: Acht Philosophen der ital. Renaissance (a. d. Amerikan., 1986);
K. Flasch: Das philosoph. Denken im MA. (1986).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Valla und Ficino: Antike Quellen aus neuer Sicht
Universal-Lexikon. 2012.