Dahlmann,
Friedrich Christoph, Historiker und Politiker, * Wismar 18. 5. 1785, ✝ Bonn 5. 12. 1860; wurde 1813 Professor der Geschichte in Kiel und 1815 zugleich Sekretär der schleswig-holsteinischen Stände, deren Kampf gegen dänische Ansprüche er eine nationale Wendung gab. Seit 1829 Professor in Göttingen, musste er 1837 als Führer der Göttinger Sieben das Land Hannover verlassen; 1842 berief ihn die Universität Bonn. In der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 war Dahlmann einer der Führer der kleindeutschen Partei und an der Ausarbeitung der Reichsverfassung von 1849 beteiligt. Nach dem Scheitern der deutschen Revolution zog er sich 1850 aus dem politischen Leben zurück. Dahlmann vertrat einen historisch ausgerichteten Liberalismus nach englischem Vorbild. Seine Darstellungen der englischen und französischen Revolutionen (1844, 1845) werteten die Geschichte vom liberalen Standpunkt aus, stellten sie jedoch in Zusammenhang mit dem Machtgedanken. Er leitete damit die politische Geschichtsschreibung kleindeutscher Prägung ein, die namentlich sein Schüler H. von Treitschke weiterführte. Mit seiner »Quellenkunde der deutschen Geschichte« (1830), einer Bibliographie der Quellen und der Literatur, legte Dahlmann den Grund zu einem unerlässlichen Hilfsmittel der deutschen Geschichtswissenschaft; die 10. Auflage des »Dahlmann-Waitz«, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erweitert (8 Bände und ein Gesamtregister in Teilbänden), wird seit 1965 im Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen, herausgegeben.
Weiteres Werk: Die Politik auf den Grund und das Maß der gegebenen Zustände zurückgeführt (1835, neu herausgegeben von O. Westphal 1924).
A. Springer: F. C. D., 2 Bde. (1870-72);
H. Heimpel: Zwei Historiker. F. C. D., Jacob Burckhardt (1962).
Universal-Lexikon. 2012.