[lateinisch »Schöpfung aus nichts«, »Schöpfung aus dem Nichts«], in der frühchristlichen Theologie entstandener Begriff, der besagt, dass die Schöpfung der Welt als Werk des (aus der jüdischen Theologie übernommenen) Schöpfergottes absolut voraussetzungslos ist. Er hängt somit eng zusammen mit dem Begriff Gottes als Ur-Anfang, Schöpfer, mit dessen Attributen der Allmacht und Freiheit. Er artikuliert eine Position gegen bestimmte Strömungen der griechischen Philosophie: die platonische, die Schöpfung als Übergang aus ungewordenem, ewigem und ungeordnetem Stoff (Chaos) in den geordneten Kosmos auffasst; gegen Aristoteles' Lehre von der Ewigkeit der Welt; gegen die von Melissos u. a. vertretene Aussage, dass Seiendes nur aus Seiendem und nicht aus Nichtseiendem entstehen könne (ex nihilo nihil fit). Die Annahme eines vorweltlich ungeordneten Stoffes entspricht einer Grundstruktur in der Religionsgeschichte weltweit auffindbarer mythischen Kosmogonie.
Universal-Lexikon. 2012.