Boulanger
[bulã'ʒe],
1) Daniel, französischer Schriftsteller, * Compiègne 24. 1. 1922; seine (häufig in ländlichem Milieu spielenden) Romane, in denen sich Konventionelles mit Fantastischem verbindet, schildern ungewöhnliche Schicksale und verborgene Konflikte.
Werke: Romane: La rue froide (1958); L'ombre (1958; deutsch Der Schatten); La porte noire (1961; deutsch Die schwarze Tür); Le téméraire (1962; deutsch Der Verwegene); La rose et le reflet (1968); La dame de cœur (1980); Les jeux du tour de ville (1984); Un été à la diable (1992); Étiquettes. Retouches (1993); Le retable Wasserfall (1993).
Theaterstück: C'est à quel sujet? (1984).
2) Georges, französischer General und Politiker, * Rennes 29. 4. 1837, ✝ (Selbstmord) Ixelles (bei Brüssel) 30. 9. 1891; befehligte seit 1884 die französischen Truppen in Tunis, wurde 1886 Kriegsminister und erlangte als Wortführer der Revanche gegen Deutschland und einer chauvinistischen Strömung große Popularität. Im Mai 1887 wurde er als Minister abgesetzt, 1888 wegen Disziplinwidrigkeiten aus der Armee entfernt, wirkte jedoch, mehrfach triumphal gewählt, als Kammermitglied weiter. Gestützt auf die Boulangisten, eine Gruppe Unzufriedener und Oppositioneller v. a. aus dem extrem rechten Lager, forderte er die Revision der Verfassung. Als er 1889 wegen seiner Staatsstreichpläne verhaftet werden sollte, floh Boulanger nach Brüssel und verlor damit seinen politischen Einfluss.
F. Pisani-Ferry: Le général B. (Paris 1969).
3) Nadia Juliette, französische Musikpädagogin, Dirigentin und Komponistin, * Paris 16. 9. 1887, ✝ ebenda 22. 10. 1979; studierte in Paris bei G. Fauré, C.-M. Widor, L. Vierne und F. A. Guilmant, gab ihre kompositorische Tätigkeit früh zugunsten ihrer Lehrtätigkeit auf. Sie war 1920-39 Dozentin an der École Normale de Musique, daneben am Conservatoire in Paris sowie seit 1921 auch in Fontainebleau am Conservatoire Américain (1950 Direktorin). Eine Reihe bedeutender Komponisten, v. a. auch aus den USA, waren ihre Schüler, so A. Copland, W. Piston. Als Dirigentin widmete sie sich besonders der Wiederaufführung von Werken der Renaissance und des Barock.
B. Monsaingeon: Mademoiselle. Entretiens avec N. B. (Luynes 1981);
L. Rosenstiel: N. B. (London 1982).
Universal-Lexikon. 2012.