Bad Gandersheim,
Stadt im Landkreis Northeim, Niedersachsen, 124 m über dem Meeresspiegel, im Leinebergland, 12 400 Einwohner; die ehemalige Kreisstadt (bis 1977) ist Heilbad (Solbad) und Festspielort (»Gandersheimer Domfestspiele«); Glas-, Metall-, elektrotechnische und Fleisch verarbeitende Industrie.
Das Münster, ehemalige Kanonissenstiftskirche Sankt Anastasius und Innocentius des Reichsstifts, ist eine flach gedeckte Basilika (erste Weihe 881) mit niedersächsischem Stützenwechsel, Krypta um 1050, Doppelturmfassade (erste Weihe 926); der Bau erlebte zahlreiche Umgestaltungen; in den Abteigebäuden (1599/1600) barocker Kaisersaal (1734). In den Renaissanceneubau des Rathauses (1580) wurde die gotische Moritzkirche samt Turm einbezogen. Die spätgotische Pfarrkirche Sankt Georg ist im Innern in kräftigen Farben ausgemalt (1676). Gandersheim hat noch einen guten Bestand an Fachwerkhäusern (»Bracken«, 1473).
Die Kaufmannssiedlung Gandersheim entstand nahe einer liudolfing. Burg und entwickelte sich dank der handelspolitisch günstigen Lage rasch. Gandersheim erhielt 990 das Marktprivileg und wuchs im 13. Jahrhundert zur Stadt. 1878 wurde das Solbad eingerichtet, und seit 1932 trägt der Ort den Namen Bad Gandersheim. Eng mit der Stadt verbunden war das 852 gegründete Reichsstift Gandersheim, in dem im 10. Jahrhundert Hrotsvith von Gandersheim wirkte; es wurde nach der Reformation 1589 in ein evangelisches Damenstift umgewandelt, das bis 1803 reichsfrei blieb, dann an Braunschweig kam und 1810 aufgelöst wurde.
Universal-Lexikon. 2012.