Akademik

Avenarius
Avenarius,
 
1) Ferdinand, Schriftsteller, * Berlin 20. 12. 1856, ✝ Kampen (Sylt) 20. 9. 1923, Neffe R. Wagners; hatte starken Einfluss als Kunsterzieher, v. a. als Gründer der Zeitschrift »Der Kunstwart« (1887) und des »Dürerbunds« (1903). Er trat ein für die Werke G. Kellers, W. Raabes, F. Hebbels, A. Böcklins, M. Klingers, H. Wolfs. Bereits 1908 sprach er von der Entwicklung einer Kunst, die ohne Erinnerung an Wirklichkeitsformen ausschließlich mit Licht, Farbe oder Linie seelische Werte übermittelte. Große Auflagen erlebten seine Anthologien (»Hausbuch deutscher Lyrik«, 1902, u. a.). Seine eigenen Gedichte und Dramen (»Faust«, »Baal«, »Jesus«, 1919-21) blieben zeitgebunden.
 
 2) Johannes, latinisierter Name des deutschen evangelischen Theologen Johann Habermann.
 
 3) Richard, Philosoph, * Paris 19. 11. 1843, ✝ Zürich 18. 8. 1896; 1876 Privatdozent in Leipzig, seit 1877 Professor an der Universität Zürich. Avenarius suchte einen metaphysikfreien, »natürlichen« Weltbegriff der »reinen Erfahrung« zu begründen. Leitendes Prinzip dieses Empiriokritizismus ist das Prinzip Denkökonomie. Gegen Avenarius wendet sich W. I. Lenin in seinem Hauptwerk »Materialismus und Empiriokritizismus« (1908).
 
Werke: Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes (1876); Kritik der reinen Erfahrung, 2 Bände (1888-90); Der menschliche Weltbegriff (1891).
 
Literatur:
 
F. Hobek u. W. Swoboda: R. A., in: Conceptus, Jg. 9 (1975).

Universal-Lexikon. 2012.