Vọlks|kir|che, die (christl. Kirche):
a) Kirche, in der der Einzelne durch Volkszugehörigkeit u. Taufe ohne eigene Entscheidung Mitglied wird;
b) Kirche, die Mitglieder in allen Gruppen der Bevölkerung hat (und dadurch über eine große Gefolgschaft verfügt).
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Volkskirche,
eine christliche Kirche, die sich in ihrem Selbstverständnis und ihrer Organisationsstruktur als Kirche eines Volkes beziehungsweise eines bestimmten Volksteils versteht und damit (nominell) die Mehrheit der Bevölkerung beziehungsweise große Teile von ihr umfasst. Traditionell wird der Einzelne in die Volkskirche »hineingeboren«, d. h. er wird durch die Kindertaufe auf der Grundlage konfessioneller (Familien-)Tradition Mitglied. Die Volkskirche kann zugleich auch Staatskirche sein; von ihr unterschieden sind die Freikirchen. - Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland ist in jüngster Zeit eine Diskussion in Gang gekommen, ob beziehungsweise inwieweit der Begriff Volkskirche die konfessionelle Wirklichkeit in Deutschland (noch) widerspiegelt, wobei besonders die Entwicklung der Kirchenaustrittszahlen seit Anfang der 1990er-Jahre sowie die Konfessionsstruktur in den neuen Ländern, wo nur etwa 25 % der Bevölkerung einer evangelischen Landeskirche angehören, im Blick stehen. Schlagwortartige Formulierungen wie »Krise der Volkskirche« und »Abschied von der Volkskirche« versuchen dabei die Situation in den alten Ländern zu charakterisieren, während Kirchenvertreter in den neuen Ländern die Entwicklung ihrer Kirchen klar als den Weg von Volkskirchen hin zu Minderheitskirchen beschreiben.
V. Drehsen: Wie religionsfähig ist die V.? Sozialisationstheoret. Erkundungen neuzeitl. Christentumspraxis (1994).
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Vọlks|kir|che, die (christl. Kirche): a) Kirche, in der der Einzelne durch Volkszugehörigkeit u. Taufe ohne eigene Entscheidung Mitglied wird: So entsteht das Problem einer rechtzeitigen Umwandlung der „Volkskirche“ in eine „Freiwilligkeitskirche“ nach amerikanischem Muster (Fraenkel, Staat 155); b) Kirche, die Mitglieder in allen Gruppen der Bevölkerung hat (und dadurch über eine große Gefolgschaft verfügt): der stärkste Eindruck, den man von einem Besuch in Medjugorje mitbekommt: Hier lebt die V., die Kirche aller Altersschichten und aller Klassen (Furche 6. 6. 84, 10); Trend von der „Volkskirche“ hin zur Minderheitenkirche (MM 22. 9. 93, 1).
Universal-Lexikon. 2012.