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Melanesier
Me|la|ne|si|er, der; -s, -:
Ew.

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Melanesi|er,
 
die einheimische Bewohner Melanesiens (insgesamt etwa 5 Mio.); im engeren Sinn die Sprecher melanesischer Sprachen; an der Nord- und Südostküste Neuguineas und auf den östlich davon liegenden Archipelen (also ohne die Sprecher von Papuasprachen in Neuguinea, im Innern von New Britain und einigen Inseln der Salomon- und der Santa-Cruz-Inseln). Insgesamt gehören sie zu den Melanesiden. Ihre traditionellen, bis zur Ankunft der Europäer fast überall metalllosen Kulturen sind sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass die Schweinehaltung v. a. mit Prestige und kultischer Bedeutung zusammenhängt. Wesentliche soziale Einheit ist der patrilineare, seltener der matrilineare Klan, politische Einheit das Dorf unter der Führung eines Ältestenrates oder von durch Leistung und Reichtum hervorragenden Männern (Big Man). Erbliches Häuptlingstum findet sich nur in Teilen der östlichen Archipele. Geheimbünde spielen eine große Rolle, seit 1939 auch die Cargo-Kulte.
 
Die Geschichte verdeutlicht sich sowohl in mündlichen Überlieferungen als auch in Werken v. a. der plastischen Kunst (diese fehlt jedoch im Hochland von Neuguinea weitgehend). Vielfalt der Formen, Materialien und Motive kennzeichnet die Stilregionen West-Melanesiens, v. a. die am Rand liegenden Gebiete Neuguineas (Sepik, Asmat, Marind-anim, Massim) sowie den Bismarckarchipel (Manus, New Britain). Gemeinsam ist vielen Kulturen Melanesiens eine Betonung der Holzschnitzkunst und des Maskenwesens. Der Eindruck der leuchtend frischen, die Oberflächen gliedernden Bemalung ist nach Auffassung der Melanesier in vielen Fällen unerlässlich für den »richtigen«, »kräftigen« Zustand eines im religiös fundierten Brauchtum verwendeten Gegenstandes. Entsprechend der Tatauierung am menschlichen Körper können die Flächen auch gegliedert werden durch das Einlegen z. B. von hellen Muschelschalenteilen in geschwärzten Flächen oder durch die Inkrustation von gekerbten Linien mit Kalk (zentrale Salomoninseln; Trobriandinseln). In der Schnitzkunst bilden flächige, oft durchbrochen gearbeitete Werke aus den Brettwurzeln tropischer Bäume eine Ergänzung zu den in die Stammform hineinkonzipierten figürlichen Darstellungen. Die meisten Werke sind aus einem einzigen Stück Holz gefertigt, zusammengesetzte Formen bilden die Ausnahme, z. B. bei Malangganmasken. Die farbige Gestaltung geschnitzter oder aus plastischer Masse geformter Gegenstände leitet über zur Malerei als selbstständiger Kunstform, v. a. im Sepikgebiet. Aus verschiedenen Gebieten sind auch Felsbilder bekannt. In Randgebieten sind in der Form Gemeinsamkeiten mit ostindonesischer (einschließlich altphilippinische) Kunst festzustellen, z. B. in Nordwestneuguinea (Korwar) und auf den Admiralitätsinseln. Ein beschränkter Austausch mit polynesischen Regionalkulturen hat im östlichen Bereich (Neue Hebriden, Neukaledonien) stattgefunden. Die Kunst der Melanesier hat in Europa die deutschen Expressionisten und v. a. die Surrealisten beeinflusst.
 
Literatur:
 
E. Schlesier: Die melanes. Geheimkulte (1958);
 C. A. Schmitz u. F. L. Kenett: Ozean. Kunst. Skulpturen aus Melanesien (1962);
 
Kunst u. Kultur aus der Südsee, bearb. v. W. Stöhr, Ausst.-Kat. (1987);
 B. Hauser-Schäublin: Kulthäuser in N-Neuguinea (Berlin-Ost 1989);
 M. Stingl: Die schwarzen Inseln. Ein Ethnologe erzählt von Melanesien (a. d. Tschech., Leipzig 21989).

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Me|la|ne|si|er, der; -s, -: Ew.

Universal-Lexikon. 2012.